27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 22-21 vom 04. Juni 2021 / Trakehner Verband / Treue und Großzügigkeit / Eine überraschende Erbschaft für Trakehner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-21 vom 04. Juni 2021

Trakehner Verband
Treue und Großzügigkeit
Eine überraschende Erbschaft für Trakehner
Julia Hansen

Waldtraut Hiort, geb. Baronesse von Ungern-Sternberg zu Pürkel, wurde einige Jahre zuvor durch den Besuch des Trakehner Hengstmarkt bewogen, ihr Testament zugunsten des Trakehner Pferdes zu ändern. Sie vermachte dem Trakehner Verband die Hälfte des Erlöses aus dem Verkauf ihrer Wohnung in Kiel. Handschriftlich hatte Waldtraut Hiort im Jahr 2014 ihr Testament geändert und verfügt, dass nach ihrem Tod ihre Wohnung in guter Lage nahe der Universität in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt über ihre Erben zu veräußern sei, und der Erlös zu gleichen Teilen dem Trakehner Verband und der Stiftung Königsberg zukommen sollte. Eine Geschichte von Treue und Großzügigkeit, die ihren Anfang in Ostpreußen nahm. 

In Königsberg geboren

Am 30. Januar 1928 kam Waldtraut Helene Bertha Anna von Ungern-Sternberg zu Pürkel in Königsberg zur Welt. Die dem baltischen Uradel zugeordnete Familie ist urkundlich um 1251 erstmals erwähnt und konnte die adligen Privilegien durch die Jahrhunderte durch die Erhebung in den Reichsgrafenstand sowie unter schwedischer und russischer Herrschaft bis ins 19. Jahrhundert ausbauen. Aus der Kindheit und Jugend der jungen Baronesse rührt die lebenslange Begeisterung für die Trakehner. Reitunterricht und Ausritte auf Gütern von Bekannten blieben ihr für immer als wunderbare Erinnerungen. Ihr Lebensweg war wie für ihre ganze Generation von Heimatverlust und Flucht, von Neuanfängen, Lebenswillen und Tatkraft geprägt. Gedanken an die Kindheit blieben dabei für immer mit Trakehner Pferden verknüpft. 

Die junge Baronesse lebte nach ihrer Flucht aus Ostpreußen zunächst in Kiel, zog dann nach Stockholm, wo sie 1953 heiratete. Bis Mitte der 1990er Jahre lebte sie mit ihrem Mann in Stockholm, war viel auf Reisen und hatte wenig Kontakt zur Reiterei. Nach ihrer Rückkehr nach Kiel vor gut zwanzig Jahren besuchte Waldtraut Hiort oft und gern die Veranstaltungen des Trakehner Verbandes, allen voran den Trakehner Hengstmarkt. Ihre Verwandtschaft ließ sie in Erzählungen an ihrer Begeisterung teilhaben und entschloss sich, ihr Testament zugunsten der Trakehner zu ändern. Im Sommer 2019 starb Waldtraut Hiort in Reinbek/Holstein im gesegneten Alter von 92 Jahren. 

In der Geschäftsstelle des Trakehner Verbandes und auch bei zahlreichen Züchtern bleibt ein Gefühl der Dankbarkeit für diese großzügige Geste, bleibt Demut angesichts dieser Treue zum Trakehner Pferd, die ihr Leben begleitete, ohne dass Waldtraut Hiort je Züchterin oder Besitzerin war oder im Rampenlicht des Verbandes gestanden hatte. 

Julia Hansen, Pferd + Sport