29.03.2024

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Folge 22-21 vom 04. Juni 2021 / BUGA-Außenstandort / „Der Fürst wütet in unserem Wald“ / Als Fürst Pückler die Axt anlegen ließ – Zur Bundesgartenschau ist der Schlosspark Ettersburg denkmalgerecht wiederhergestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-21 vom 04. Juni 2021

BUGA-Außenstandort
„Der Fürst wütet in unserem Wald“
Als Fürst Pückler die Axt anlegen ließ – Zur Bundesgartenschau ist der Schlosspark Ettersburg denkmalgerecht wiederhergestellt
H. Tews

Das nördlich von Weimar gelegene Schloss Ettersburg kann sich rühmen, viel Prominenz empfangen zu haben. Wieland, Goethe, Hans Christian Andersen oder auch Friedrich Hebbel waren hier zu Besuch. Schiller vollendete auf dem Sommersitz der Herzoginmutter Anna Amalia sein Drama „Maria Stuart“.

Eine große Anziehungskraft besitzt auch bis heute der Schlosspark Ettersburg, der Teil des Unesco-Welterbes „Klassisches Weimar“ und in diesem Sommer auch ein Außenstandort der Bundesgartenschau (BUGA) ist. Aus diesem Anlass hat die Klassik-Stiftung Weimar die Parkeingänge und Parterreflächen mit großem Aufwand denkmalgerecht instandgesetzt. Die Gestaltung und Bepflanzung orientiert sich als Neuinterpretation an der historischen Parterreanlage mit Pergola, den Laubengängen von 1865. 

Besucher können den Schlosspark Ettersburg nun erstmals wieder so erleben, wie ihn Großherzog Carl Alexander, Gartenkünstler Eduard Petzold und Fürst Hermann von Pückler-Muskau im 

19. Jahrhundert planten. Die Beetflächen der West- und Ostparterres sind mit Lavendel, Thymian und Bändern aus Hochstammrosen bepflanzt. Dabei handelt es sich um historische Rosensorten, die in Ettersburg bereits im 19. Jahrhundert verwendet wurden. Restaurierte Putten sind an ihre Standorte in den Parterres zurückgekehrt und die historischen Keramikkantensteine rekonstruiert. Ab Ende Juni ermöglicht eine neue Treppe auch den Zugang vom nördlichen Parkeingang zum Schlossinnenhof.

„Ettersburg ist Ursprung und Kernbereich des BUGA-Beitrags der Klassik-Stiftung Weimar“, sagte Ulrike Lorenz, Präsidentin der Stiftung. „Ich freue mich, dass wir mit dem Land Thüringen und europäischen Fördergeldern die denkmalgerechte Wiederherstellung der Parterreflächen am barocken Schloss Ettersburg feiern können. Historische Rosensorten, Lavendel und Thymian in großzügigen Ornamenten gepflanzt – die Landschaftsgestaltung aus der Zeit um 1865 lockt jetzt wieder mit Farbenpracht, Symmetrie und Respekt vor Mutter Natur ins Freie. Nach Monaten Corona-Lockdown bieten wir den aus Nah und Fern herbeiströmenden Erlebnissüchtigen ein Fest für die Augen und Sinne.“

Erleben kann man auch, was Fürst Pückler hier „angerichtet“ hat. Er ließ nach englischem Vorbild im Gehölz eine etwa 800 Meter lange Sichtschneise treiben. Sie wurde nach ihm „Pücklerschlag“ genannt. Als die Weimarer davon hörten, was der Fürst oben auf ihrem Berg trieb, trieb es sie wiederum fast auf die Barrikaden. „Der Fürst wütet in unserem Wald!“, schimpften sie. 

Seinerzeit erinnerte sich der Großherzoglich-Weimarer Hofgärtner Eduard Petzold: „Im Herbst 1845 war Fürst Pückler längere Zeit in Weimar und führte den großartigen Hau im Buchenwald, gegenüber dem Schloss Ettersburg, aus. Ich war so glücklich, täglich um ihn zu sein, und seine Befehle vollziehen zu lassen. Eine gerade auf die Mitte des Schlosses zulaufende Schneise teilte den Wald in zwei Hälften, und um diese verschwinden zu machen, mußten 40 Morgen Buchenwald niedergehauen werden. Begreiflicherweise erregte der Aushau in Ettersburg, zur Verbesserung der Sicht vom Schloß, gewaltiges Aufsehen.“

Doch schließlich konnte die Schneise als landschaftsarchitektonische Sichtachse überzeugen. Sie erlitt aber einen Makel. Sie führte zu einem Jagdstern, einer Weggabelung mit einer langen Allee, die den Nationalsozialisten 1937 als Bezugslinie beim Bau des nur etwa zwei Kilometer Luftlinie vom Schloss liegenden Konzentrationslagers Buchenwald diente.

Die Kosten der aktuell umgesetzten Maßnahmen beliefen sich auf etwa anderthalb Millionen Euro. Im Ensemble mit dem „Pücklerschlag“ ist der romantische Landschaftsgarten nun wieder als einzigartiges Gartenkunstwerk zu erleben. Klassik-Stiftung

Schlosspark Ettersburg, Am Schloss 1, 99439 Ettersburg, ist ganzjährig frei zugänglich