Wer suchet, der findet. Nach diesem Motto verfahren auch die drei Mikrobiologen Jack Gilbert, Rob Knight und Janet Jansson. Sie beriefen 2010 das Earth Microbiome Projekt (EMP) ins Leben. Dessen Zweck besteht darin, sämtliche Mikroorganismen auf unserem Planeten zu katalogisieren. Inzwischen verfügen sie über zahlreiche Mitstreiter wie David Denko von der New Yorker Weill Cornell Graduate School und dessen Kollegen. Diese haben in den letzten drei Jahren im Auftrag des Konsortiums Metagonomics and Metadesign of Subways and Urban Biomes (MetaSUB) 4728 Abstrichproben in den Nahverkehrssystemen von 60 Städten in 32 Ländern genommen, um ein umfassendes Bild von der urbanen Mikrobenwelt zu erlangen. Diese Proben wurden auf DNA-Spuren von Erregern durchsucht. Was im Zuge der Studie herauskam, beschreiben die Forscher im Fachblatt „Cell“, das am 25. Mai erschien. Akribische Vergleiche mit den entsprechenden Referenzdatenbanken hätten ergeben, dass 10.928 der in U-Bahnstationen und auf Bahnhöfen gefundenen Virenstämme und 748 der ebenfalls dort lokalisierten Bakterienarten bislang nirgendwo anders registriert worden seien.

Bei den neu entdeckten Viren handelte es sich ausschließlich um weniger mutationsfreudige DNA-Viren wie Herpes-Erreger, deren Erbmaterial aus Desoxyribonukleinsäure besteht. Denn das Aufspüren von RNA-Viren, bei denen die Erbinformation über Ribonu-kleinsäure-Moleküle weitergegeben wird, war nicht Teil der Untersuchung.

Aus dem Artikel ergibt sich zweifelsfrei, dass selbst in unseren städtischen Lebensräumen eine Vielzahl unbekannter und möglicherweise gefährlicher Keime existiert. Dabei wurde nach den wirklich üblen Killern noch gar nicht gefahndet. Schließlich gehören der Klasse der RNA-Viren auch derart hochpathogene Krankheitsüberträger wie die Erreger von Tollwut und Ebola sowie die Coronaviren SARS-CoV(-1) und SARS-CoV-2 an.W.K.