28.03.2024

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Folge 23-21 vom 11. Juni 2021 / Kanada / Premier Trudeau entschuldigt sich / Während des Zweiten Weltkriegs wurden Zigtausende Angehörige feindlicher Staaten verhaftet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-21 vom 11. Juni 2021

Kanada
Premier Trudeau entschuldigt sich
Während des Zweiten Weltkriegs wurden Zigtausende Angehörige feindlicher Staaten verhaftet

Kanada hat sich in den letzen Jahren für viele Vergehen entschuldigt, angefangen bei den Verbrechen gegen die Ureinwohner. Nachdem Italien 1940 dem Land den Krieg erklärt hatte, internierte Kanada mehr als 600 Menschen italienischer Herkunft und erklärte etwa 31.000 zu „feindlichen Ausländern“. Sie wurden ständig überprüft und gezwungen, sich einmal im Monat bei den örtlichen Registrierbeamten zu melden. 

Entschuldigung bei Italienern

„An die Männer und Frauen, die ohne Anklage in Kriegsgefangenenlager oder ins Gefängnis gebracht wurden, Menschen, die nicht mehr unter uns sind, um diese Entschuldigung zu hören – und an ihre Gemeinschaft, eine Gemeinschaft, die unserem Land so viel gegeben hat – es tut uns leid“, sagte Premierminister Justin Trudeau. Zu den damals Internierten gehörten auch die Eltern von Frank Iacobucci, einem ehemaligen Richter des Obersten Gerichtshofs Kanadas. Diese Politik habe gegen die Werte verstoßen, für deren Verteidigung Kanada damals auf Seiten der Alliierten in den Krieg gezogen war, sagte Trudeau. „Als dieses Unterhaus am 10. Juni 1940 Italien den Krieg erklärte, musste Kanada nicht auch den italienischen Kanadiern den Krieg erklären“, sagte Trudeau. „Dem italienischen Regime, das sich auf die Seite Nazideutschlands geschlagen hatte, die Stirn zu bieten – das war richtig. Aber gesetzestreue Italo-Kanadier zum Sündenbock zu machen – das war falsch.“

Justizminister David Lametti sagte, dass diejenigen, die an das Italienische Rote Kreuz gespendet hatten oder Mitglieder bestimmter Arbeitergruppen waren, auf Listen der Royal Canadian Mounted Police gesetzt worden seien. Kanadas Regierung hatte sich 1988 dafür entschuldigt, dass sie auch mehr als 22.000 japanische Kanadier interniert hatte. Kanada ist heute die Heimat von etwa 1,6 Millionen italienischen Kanadiern, einer der größten italienischen Diasporas der Welt.

Keine Entschuldigung bei Deutschen

Da Kanada sich im Krieg mit Deutschland befand, galten auch Deutsch-Kanadier und deutschsprachige Mennoniten, die als eigene Gruppe erfasst wurden, als feindliche Ausländer und wurden interniert. Alle deutschen Einwanderer, die nach 1922 in Kanada angekommen waren, mussten sich ab 1940 bei den kanadischen Behörden registrieren lassen. Etwa 16.000 Neueinwanderer ließen sich registrieren, Hunderte von ihnen wurden verhaftet und 860 in Lagern interniert. Die meisten der auf kanadischem Boden inhaftierten Deutschen standen in Verbindung mit der von Deutschland gesponserten Auslandsorganisation der NSDAP. 

Hunderte von Deutschen in Kanada wurden jedoch ungerechtfertigterweise der Spionage und Subversion beschuldigt. Viele von ihnen waren sogar Flüchtlinge vor dem NS-Regime. Zu den internierten Deutschen gehörten auch Kriegsgefangene aus Großbritannien, die während des Krieges nach Kanada überstellt wurden. Die Gruppe der deutschen Internierten war die einzige, die auch Militärangehörige umfasste. Für die deutschsprachigen Kriegsinternierten hat sich Kanada bis heute nicht entschuldigt, obwohl der Anteil deutschsprachiger Einwanderer und ihrer Nachkommen heute in Kanada höher ist als der der Italiener.B.B.