28.03.2024

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Folge 23-21 vom 11. Juni 2021 / Vor 150 Jahren / Enthüllung während der Siegesparade

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-21 vom 11. Juni 2021

Vor 150 Jahren
Enthüllung während der Siegesparade
M.Ruoff

Ältere Leser werden sich vielleicht noch daran erinnern: Ungefähr da, wo heute ein Springbrunnen den Lustgarten zwischen Altem Museum, Berliner Dom, Berliner Schloss und Spreekanal beherrscht, stand einst ein Reiterstandbild des fünften preußischen Königs Friedrich Wilhelm III.

Die Planungen zu dem Denkmal entstanden bereits eineinhalb Jahrzehnte nach dem Tode des Dargestellten unter dessen Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm VI. Kein Geringerer als Christian Daniel Rauch schuf ein Modell für das Standbild. Der Tod des Künstlers zwei Jahre später und die schwere Erkrankung des Königs, die diesen 1858 zwang, seinem jüngeren Bruder Wilhelm die Regentschaft zu übertragen, unterbrachen jedoch das Projekt. 

Während der Regentschaft Wilhelms I. wurde das Projekt wieder aufgegriffen. Rauch stand nicht mehr zur Verfügung, und als Sieger aus einem Wettbewerb ging Albert Wolff hervor. Von dem gebürtigen Mecklenburger stammt unter anderem das 1861 enthüllte Ernst-August-Denkmal, das heute noch vor dem Hauptbahnhof von Hannover steht. 1862 billigte Wilhelm I. Wolffs Entwurf für die Darstellung seines Vaters, und nach der Grundsteinlegung am 17. März 1863 begannen die Arbeiten. Bis zum Frühjahr 1869 war die Reiterfigur modelliert. Die Enthüllung fand vor 150 Jahren, am 16. Juni 1871, statt. Der Termin war nicht zufällig gewählt. An jenem Tag fand nämlich auch der feierliche Einzug des aus dem Deutsch-Französischen Krieg siegreich heimgekehrten preußischen Heeres und seiner Verbündeten statt.

Im Zuge der Vorbereitung der Reichshauptstadt auf die dortigen Olympischen Sommerspiele erfuhr der Lustgarten eine Umnutzung, die auch das Reiterstandbild betraf. Bis dahin war das Terrain als Garten zum Lustwandeln ausgelegt mit viel Grün und Springbrunnen. 1935/36 erfuhr er dann eine Umwandlung in einen gepflasterten Parade- und Aufmarschplatz. Da störte das Reiterstandbild. Es wanderte an den westlichen Platzrand und wurde um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht, sodass Pferd und Mensch nun Richtung Dom schauten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Reiterstandbild nur leicht beschädigt, nach dem Krieg aber von den Bolschewisten entfernt und eingeschmolzen. Bei der nach der friedlichen Revolution 1998/99 durchgeführten Rekonstruktion des Lustgartens kehrte man im Prinzip zum Zustand vor der Errichtung des Reiterstandbildes zurück.