24.04.2024

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Folge 23-21 vom 11. Juni 2021 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-21 vom 11. Juni 2021

Für Sie gelesen

Propaganda der DDR

Sie war eine der massivsten Waffen der DDR gegen den damaligen Aufbau der Bundeswehr, dennoch ist sie in der politischen Öffentlichkeit und der Literatur praktisch unbekannt geblieben. Es ist das große Verdienst des bekannten Militärhistorikers Peter Joachim Lapp, mit enormem Fachwissen und anhand unzähliger Quellen diesen wichtigen Aspekt des Kalten Krieges in allen Einzelheiten darzulegen: Es war die „Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere“ (AeO), die 1958 in Ost-Berlin auf Veranlassung der SED-Führung gegründet wurde. Wahrer Auftraggeber waren sowjetische Militärs, wie auch ihr eigentlicher Leiter der Sowjetoffizier Oberst Wolf Stern vom NKWD, dem Innenministerium der UdSSR, war. 

Fast alle der rund 100 Gründungsmitglieder waren während des Krieges in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten und hatten sich aus verschie-denen Motiven dort dem „Bund Deutscher Offiziere“ beziehungsweise dem „Nationalkomitee Freies Deutschland“ angeschlossen und sich im Sinne des SED-Systems „bewährt“. Aufgenommen wurden indes nur diejenigen, die zur Propagandaarbeit geeignet waren und möglichst über Kontakte zu einstigen Wehrmachtsoffizieren im Westen verfügten. 

Nach ihren Richtlinien hatte die AeO als Ziel die „systematische ideologische Beeinflussung der ehemaligen Offiziere und Soldaten in Westdeutschland sowie Offiziere und Soldaten der Bundeswehr“.  Ihre Hauptwaffe war das monatliche „Mitteilungsblatt“, dessen Anfangs-Auflage von 20.000 (später 20.500) fast ausschließlich in den Westen ging. Um nicht bei der Bundespost aufzufallen, erschien es zu einem Großteil in einer Dünndruck-Ausgabe unter 20 Gramm, teils wurden die Sendungen in West-Berlin aufgegeben. Seine militärhistorischen Artikel waren von Militärs verfasst, die sich an die Vorgaben der SED zu richten hatten. Im Mittelpunkt standen Vorwürfe gegen einstige Wehrmachtsoffiziere, die Führungspositionen in der Bundeswehr innehatten und denen man besondere Nähe zum NS-System vorwarf. 

Sprachen die Artikel anfangs nur von einem neutralen Deutschland und vermieden kommunistische Ideologie, so trat bald stärkerer Antiamerikanismus hervor und steigerte sich bis zur Behauptung, allein die DDR sei „Vorbild für ganz Deutschland“. Diese Ideologie-überfrachtete Kost wurde bei den bundesdeutschen Empfängern bald als „Die Propagandakompanie Ulbrichts“ tituliert. Der um Objektivität und Sachlichkeit sehr bemühte Autor dieser Zeilen kam zur Beurteilung: „Der Propagandamüll war unerträglich.“ Die Zustände in der DDR sowie das Verhalten der UdSSR taten das Übrige. 

Die Versuche der AeO, messbaren Einflüsse auf die Bundeswehr zu erlangen, waren gescheitert. 1955 trat Bonn der NATO bei und vollzog die Westbindung. In aller Stille wurde die AeO 1971 aufgelöst, selbst in der Histographie der DDR wurde sie niemals mehr erwähnt – als hätte sie nie existiert. Ein allzu deutliches Eingeständnis ihrer Erfolglosigkeit.F.-W. Schlomann

Peter Joachim Lapp: „Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere“; Helios-Verlag, Aachen 2020, gebunden, 200 Seiten, 22,50 Euro