Der ARD-„Presseclub“ gehört zu den altehrwürdigen Instanzen des deutschen Fernsehens. Seit Dezember 1987 arbeitet die Sendung in der Nachfolge des „Internationalen Frühschoppens“ Sonntagmittags ein wichtiges politisches Thema der Woche auf.
Laut Eigenbeschreibung analysieren „Journalistinnen und Journalisten mit unterschiedlichen Standpunkten (...) aus unterschiedlichen Blickwinkeln politische Ereignisse und Entwicklungen. Dabei (...) entsteht im Dialog ein Wettstreit um die Interpretation von politischen Vorgängen.“
Wer jedoch die Sendung vom vergangenen Sonntag sah, dürfte – sehr gelinde gesagt – leise Zweifel an der Selbstbeschreibung des öffentlich-rechtlichen Formats haben. Unter dem Titel „Pleiten, Pech und Baerbock – Können die Grünen den Abwärtstrend stoppen?“ diskutierten dort Bernd Ulrich von der „Zeit“, Ulrike Nimz von der „Süddeutschen Zeitung“ und Ulrike Winkelmann von der „taz“ mit Gastgeber Volker Herres. Fast schon der Exot in der Runde war Christoph Schwennicke, zuletzt zwar Chefredakteur des „Cicero“, davor freilich beim „Spiegel“ und ebenfalls der „Süddeutschen Zeitung“. Mithin also allesamt Journalisten von Medien, denen man sicherlich kein Unrecht antun würde, wenn man ihnen eine gewisse Affinität zu den Grünen nachsagte. Noch Fragen?
In der Konsequenz jedenfalls wirkte die Sendung denn auch nicht wie ein Streitgespräch unter Journalisten – sondern wie die Lagebesprechung eines PR-Teams der Grünen. neh