20.04.2024

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Folge 24-21 vom 18. Juni 2021 / Kommentare / In der Gender-Falle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-21 vom 18. Juni 2021

Kommentare
In der Gender-Falle
Paul Michaelis

„Warum nehmen die eigentlich nicht den Habeck?“ Diese Frage stellte nach der Ausrufung Annalena Baerbocks zur Kanzlerkandidatin der Grünen vor einigen Wochen ein Kollege, der sicherlich noch nie „grün“ gewählt hat und dies in seinem Leben vermutlich auch nicht tun wird. Und er ergänzte: „Der Mann kommt nicht nur sympathisch rüber, er hat in seinem Beruf als Schriftsteller und Essayist immerhin eine ganze Reihe von Büchern vorgelegt, darunter eines über Patriotismus von links. Und nicht zuletzt hat er als ehemaliger Landesminister von Schleswig-Holstein Erfahrung im Regieren.“ 

Das Problem freilich für Habeck: In den Überlegungen der Grünen spielten derlei Gedanken keine Rolle. Natürlich hatte man auch dort bemerkt, dass der Norddeutsche im Vergleich zu Baerbock der weitaus Erfahrenere ist – und somit rein fachlich der Geeignetere gewesen wäre. Doch hatten die Entscheider in einer Partei, die sich seit ihrer Gründung stets auch dem Feminismus verschrieben hat, andere Prioritäten darüber, was „ein*e Kanzlerkandidat*in“ mitbringen sollte. Dort zählte vor allem, dass Habeck ein Mann ist – und Baerbock eine Frau. 

So sprach auch bei der Nominierung Baerbocks niemand davon, dass sie der qualifiziertere Kandidat wäre. Vielmehr wurde betont, dass die Grünen unglaubwürdig würden, wenn sie als „erste*n Kandidat*in“ für das Kanzleramt einen Mann ins Rennen schickten. 

Baerbocks desaströses Auftreten in den letzten Wochen entlarvt nun diese Haltung – ebenso wie die seit Jahren erhobenen Forderungen nach Geschlechterquoten für alle möglichen Bereiche der Gesellschaft – als Unsinn. Vor wenigen Tagen erst hatte der Bundestag mit den Stimmen von Union und SPD beschlossen, dass künftig mindestens eine Frau im Vorstand großer Unternehmen vertreten sein soll. 

Vielmehr zeigt das Debakel der Grünen, dass der alte Brauch, gerade bei der Besetzung von Spitzenpositionen zuallererst die Frage nach der Qualifikation zu stellen, seine Berechtigung hat.