25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 24-21 vom 18. Juni 2021 / Museen in Not / Ausverkauf der Kunst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-21 vom 18. Juni 2021

Museen in Not
Ausverkauf der Kunst
D. Jestrzemski

Den US-Museen hat die Corona-Krise wirtschaftlich schwerer geschadet als den europäischen Häusern. Während diese von einer Vielfalt an Förderstrukturen profitieren, sind Museen in den Vereinigten Staaten weitgehend von Eintrittsgeldern und den Spenden privater Förderer abhängig. Staatliche Zuwendungen belaufen sich höchstens auf ein Viertel des Etats. 

Nach einer Umfrage sieht sich ein Drittel der rund 35.000 US-Museen durch den Corona-bedingten Ausfall der Einnahmen von Schließungen bedroht. Seit der Wiedereröffnung ab August letzten Jahres mit Einschränkungen und Hygiene-Regeln hat sich die Lage kaum entspannt. Wichtige Stifter wie die Ford-Foundation unterstützen lieber soziale Einrichtungen. 

Ausnahmsweise dürfen die Mitglieds-Museen der „American Alliance of Museums“ in dieser Notlage im Zeitraum von zwei Jahren Kunstwerke veräußern, um Einnahmeausfälle zu kompensieren. Bislang war das „Deaccessioning“ („Entsammeln“) nur gestattet, wenn der Erlös für Neuerwerbungen verwendet wurde. 

Als eines der ersten bedeutenden Häuser ließ das New Yorker Brooklyn Museum im Oktober zwölf Werke im Auktionshaus Christie’s versteigern. Eine „Lucretia“ von Lucas Cranach d. Ä. erbrachte 4,2 Millionen Dollar. In letzter Minute musste das Baltimore Museum of Art aufgrund von Protesten des Unterstützerkreises ebenfalls im Oktober die Versteigerung von drei Werken zurückziehen. Für Andy Warhols überdimensionalen Siebdruck „Das letzte Abendmahl“ waren 40 Millionen Dollar angesetzt worden.

Andere Museen trennten sich stillschweigend von Exponaten. Im März wurde bekannt, dass der österreichische Direktor des New Yorker Metro­politan Museum of Art, Max Hollein, seine Pläne aufgegeben hat, Bilder zu veräußern. 2020 hatte das größte Kunstmuseum der USA 350 Mitarbeiter entlassen, 20 Prozent der Belegschaft. Auch in Großbritannien stammt der größte Teil der Museumsetats aus privaten Investments, Eintrittserlösen sowie von Stiftungen und Mäzenen. Eine Umfrage ergab, dass dort sechs von zehn Museen und Galerien die Krise möglicherweise nicht überstehen werden. 

Aktuell sind die Kulturstätten wiedereröffnet worden. Für das Londoner Victoria & Albert-Museum war schon länger eine radikale Neustrukturierung vorgesehen. Nun wurde bekannt, dass jede fünfte Mitarbeiterstelle gestrichen werden soll.