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Folge 25-21 vom 25. Juni 2021 / Heinrich Windelen / Ein Leben nicht nur für die Vertriebenen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-21 vom 25. Juni 2021

Heinrich Windelen
Ein Leben nicht nur für die Vertriebenen
Manuel Ruoff

Als „verhinderter Rheinländer“ hat sich Heinrich Windelen in Anspielung auf die niederrheinische Herkunft seiner Eltern bisweilen bezeichnet. Aber zur Welt kam der Preuße vor 100 Jahren, am 25. Juni 1921, in der schlesischen Kreisstadt Bolkenhain. Wie viele andere Ostdeutsche wurde auch er ein Vertriebener. Nach Westfalen verschlug es ihn und seine Familie. Dort machte er auch nach seinem Beitritt zur CDU im Jahre 1946 Parteikarriere. 1970 wurde er als Nachfolger von Josef Dufhues Vorsitzender des Landesverbandes Westfalen Lippe, bis ihn 1977 sein ungeliebter Nachfolger Kurt Biedenkopf in dieser Funktion ablöste.

Im Bund der Vertriebenen engagierte er sich als Kreisvorsitzender und als Vorsitzender von dessen parlamentarischem Beirat. Karriere machte er jedoch außerhalb der Vertriebenenorganisationen. Windelen engagierte sich in der Politik vielfältig, doch verlor er nie das Anliegen seiner Schicksalsgefährten aus dem Auge. Nach der Wahl Kai-Uwe von Hassels wurde er 1969 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, verlor das Amt jedoch noch im selben Jahr durch den Wechsel von der Großen zur sozialliberalen Koalition. 

Nach dem Wechsel von Rot-Gelb zu Schwarz-Gelb 1982 und der Wahl Rainer Barzels zum Bundestagspräsidenten 1983 wurde Windelen dessen Nachfolger als Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen. 1987 wurde er dann durch Dorothee Wilms abgelöst, da die ihr Bildungsressort an Jürgen W. Möllemann verloren hatte und Bundeskanzler Helmut Kohl neben Rita Süssmuth weiterhin eine zweite Frau in seinem Kabinett haben wollte.

Nichtsdestoweniger hat Kohl Windelen als „Wellenbrecher, der seinen Mantel nie nach dem Wind hängt“ gewürdigt. In der Tat schwamm Windelen notfalls auch gegen den Strom, vor allem dann, wenn es um die Interessen der Vertriebenen ging. Während er dem Moskauer Vertrag unentschieden gegenüberstand und sich für eine Enthaltung aussprach, lehnte er den Warschauer Vertrag ab. Die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als deutsche Ostgrenze lehnte er ebenfalls ab. 1990 stimmte er mit weiteren acht Abgeordneten seiner Fraktion gegen den Einigungsvertrag mit der DDR. Dem im Vertrag enthaltenen Verzicht auf seine schlesische Heimat konnte er nicht zustimmen.

Bei der noch im selben Jahr stattfindenden Bundestagswahl trat er nicht mehr an, zog sich aber nicht völlig ins Privatleben zurück. Von 1991 bis 1995 bekleidete er das Amt des Co-Vorsitzenden der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Der verheiratete Vater von vier Kindern starb am 16. Februar 2015 in seinem Wohnort Warendorf.