24.04.2024

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Folge 25-21 vom 25. Juni 2021 / Privatschulen / Schon fast so beliebt wie in den USA / Immer mehr Deutsche schicken ihre Kinder auf private Lehranstalten – GEW kritisiert „soziale Selektion“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-21 vom 25. Juni 2021

Privatschulen
Schon fast so beliebt wie in den USA
Immer mehr Deutsche schicken ihre Kinder auf private Lehranstalten – GEW kritisiert „soziale Selektion“
Peter Entinger

Die Bildung unserer Kinder ist ein staatliches Anliegen. Sollte man meinen. Doch auch in Deutschland lässt sich ein Trend beobachten, den Bildungsforscher bereits in den USA mit wachsender Sorge beobachten: Immer mehr Schüler besuchen hierzulande eine Privatschule. Inzwischen lernt fast jeder zehnte Schüler in solch einer Bildungseinrichtung. 

Das ist schon beinahe so viel wie in den USA, wo das private Schulwesen eine deutlich prominentere Rolle in der Schullandschaft einnimmt. Dort liegt die Quote seit Jahren stabil bei rund zehn Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 1960 gingen weniger als drei Prozent der Schüler in Deutschland auf eine Privatschule. Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wirken private Schulen „sozial selektiv“, verschärfen die soziale Spaltung. Zu Privatschulen gehören etwa Waldorf- und Montessori-Schulen oder Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft. Sie müssen allesamt staatlich genehmigt werden und haben eine „heterogene Schülerschaft“, wie der Verband Deutscher Privatschulverbände erklärt. 

Auch Furcht vor Gewalt spielt mit

Dass immer mehr Schüler alternative Bildungseinrichtungen besuchen, hat nicht nur mit deren steigender Beliebtheit oder einer sozialen Selektion zu tun. Während sich die Zahl der Privatschulen in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren fast verdoppelt hat mit inzwischen mehr als einer Million Schüler, wurde im selben Zeitraum jede fünfte öffentliche Schule geschlossen. Es gibt in Mitteldeutschland, aber auch in der Eifel oder dem Saarland Regionen, in denen Schüler mehr als 50 Kilometer zurücklegen müssten, um eine staatliche Schule zu erreichen. 

Der Trend ist seit Jahrzehnten erkennbar. Die Bundesländer haben eigene Regeln. In Hessen und Bayern muss eine Schule um ihre Existenz bangen, sobald sie nicht mehr auf mindestens 13 Schüler je Klasse kommt. Hier sind es oft private Träger, die den Bildungsnotstand beseitigen. Doch es gibt auch praktische Gründe, warum Eltern ihre Schüler auf eine Privatschule schicken. Der Wunsch nach einer konfessionellen oder reformpädagogischen Ausrichtung spielt ebenso eine Rolle wie der ausgezeichnete Ruf einer Schule oder aber die Sorge, das Kind könnte irgendwann den Sprung aufs Gymnasium nicht schaffen. Auch das Thema Gewalt an staatlichen Schulen spielt nach Angaben der GEW für viele Eltern eine immer größere Rolle. Die meisten Privatschulen in Deutschland sind nicht etwa Waldorfschulen, sondern kirchliche Lehranstalten. 

Der Privatschulverband legt Wert auf die Feststellung, dass man eben keine soziale Selektion betreibe. Niemand würde aufgrund der Einkommensverhältnisse der Eltern von einem Schulbesuch ausgeschlossen. In Deutschland verbietet Artikel 7 des Grundgesetzes die Gründung von Privatschulen, die eine „Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern“ fördern. De facto wird das Schulgeld nach der Höhe des elterlichen Einkommens gestaffelt. Doch 15.000 Eltern von Privatschülern bezahlten für den Schulbesuch ihrer Kinder mehr als 10.000 Euro im Jahr, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.