26.04.2024

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Folge 25-21 vom 25. Juni 2021 / Hinterpommern / Einst Großereignis für Köslin / Pommersche Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellung – damals spektakulär und richtungsweisend

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-21 vom 25. Juni 2021

Hinterpommern
Einst Großereignis für Köslin
Pommersche Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellung – damals spektakulär und richtungsweisend
Köslin Kurier

Im Frühjahr und Sommer des für die Kösliner besonders ereignisreichen und zukunftsträchtigen Jahres 1912 erfüllte die Kösliner Bürger ein besonderer Stolz. Eine die Wirtschaftskraft ganz Hinterpommerns aufzeigende Ausstellung vom 25. Mai bis zum 11. August fiel in ihre Verantwortung und verschaffte ihnen in den darauffolgenden zwei Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Beispielsweise fiel die Einführung der Straßenbahn, auch „Elektrische“ genannt, nicht zufällig in das Jahr, sondern war bewusst auch auf dieses große Ereignis ausgerichtet. 

Die im Vergleich zu heutigen internationalen Messen eher bescheidene Veranstaltung hatte für die Bewohner der Stadt und des Kreises damals jedoch eine so hohe Bedeutung, dass sie sie stolz und fast ehrfurchtsvoll „Weltausstellung“ nannten. Sie war auf dem noch unbebauten Gelände zwischen der Danziger Straße, der Schützen- und der Jahnstraße errichtet und hatte auf der von der Innenstadt kommend linken Seite der Danziger Straße ein neues Landhausviertel entstehen lassen.

Man hatte einen abends elektrisch beleuchteten künstlichen See angelegt, über dem ein Seiltänzer sein Können zeigte. Terrassen führten zu Erfrischungsräumen, kleine Tempel und Hallen verschiedener Größe mit Erzeugnissen aus der Region und Kunstgewerbler in Aktion konnten die begeisterten Besucher bewundern, und die von dem Schlawer Künstler Groß geschaffene Bronzestatue „Der Diskuswerfer“ imponierte ihnen.

Wunderschöne Handarbeiten und ein afrikanisches Dorf

In der Halle „Frauenfleiß“ versahen die Damen der Stadt abwechselnd ehrenamtlich den Aufsichtsdienst bei entzückenden, teils kostbaren Handarbeiten, die aus den Schränken und Truhen der Schlösser, der Bauern-, Bürger- und Herrenhäuser geliehen und oftmals Jahrhunderte alt waren. Große Anziehungskraft bewies auch ein afrikanisches rundes Dorf, nicht nur weil dort zur Messezeit ein Mädchen geboren wurde, das den passenden Namen Gila erhielt – entsprechend den Anfangsbuchstaben der drei Begriffe im Namen der Ausstellung.

Freitragende Treppe und Rundflüge

Als besonders bemerkenswertes Messeobjekt galt eine erstmalig konstruierte und aufgebaute freitragende Treppe, die jeder besteigen konnte. Der Kösliner Motorflugpionier Hans Grade (17. Mai 1879 – 22. Oktober 1946) zeigte seine berühmte Flugschau und nahm souverän an dem „Ersten Pommerschen Rundflug“ teil. In der Nähe des Messedorfes standen zwei zu besichtigende Musterhäuser, die „Stolper Villa“ und die „Kösliner Villa“. Es waren die einzigen Gebäude, die diese Ausstellung überdauerten und sogar Käufer fanden.

Karl Friedrich Zähringer entwarf das offizielle Messeplakat im Format 55,9 mal 70,6 Zentimeter, auf dem auch die berühmten pommerschen Mastgänse zu Ehren kamen. Es ist heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu finden.

Eine damals übliche „Reklamemarke“ im Format 40 mal 50 Millimetern ist über das Internet zu erwerben.

https://koeslin.org/