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Folge 26-21 vom 02. Juli 2021 / Klimapolitik / Wissenschaftler kritisieren EU-Kommission / Für all die staatlich geförderten elektrischen Verbraucher gebe es gar nicht genügend Ökostrom

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-21 vom 02. Juli 2021

Klimapolitik
Wissenschaftler kritisieren EU-Kommission
Für all die staatlich geförderten elektrischen Verbraucher gebe es gar nicht genügend Ökostrom
Norman Hanert

Nur wenige Wochen bevor die EU-Kommission einen Entwurf für nochmals verschärfte Kohlendioxid-Grenzwerte für Autos vorlegen will, haben Wissenschaftler Zweifel am sogenannten Kohlendioxid-Fußabdruck von Elektroautos vorgebracht. In einem offenen Brief an die EU-Kommission schreiben 171 Experten der Energie-, Fahrzeug- und Antriebstechnik, dass die Kohlendioxid-Bilanz von E-Autos nach ihren Berechnungen im Jahr 2030 doppelt so hoch ausfallen werde, wie bisher angenommen. 

Die Wissenschaftler, die zur International Association of Sustainable Drivetrain and Vehicle Technology Research (IASTEC) gehören, sehen bei den bisherigen Berechnungen einen grundlegenden Rechenfehler. Demnach wird die Kohlendioxid-Emission elektrischer Verbraucher durch einen vereinfachten Mittelwertansatz viel zu niedrig berechnet. Korrekterweise müsste aus Sicht der Wissenschaftler berücksichtigt werden, dass immer dann, wenn nicht genug Ökostrom zur Verfügung steht, Strom aus fossilen Energiequellen genutzt werden wird. Damit sei die Kohlendioxid-Bilanz des Strommixes insgesamt wesentlich höher.

Auch der Rechnungshof übt Kritik

Die Grundannahme der EU-Kommission, dass der Strombedarf für die E-Mobilität durch den Ausbau von Wind- und Solaranlagen abgedeckt werde, halten Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie und die anderen Unterzeichner des Briefes für unbegründet. So wolle die Bundesregierung bis 2030 nicht nur zehn Millionen Elektroautos auf die Straße bringen, sondern auch Industrie und Heizung möglichst rasch auf „Klimaneutralität“ umstellen. Koch sieht damit einen Anstieg des Strombedarfs in Deutschland voraus, durch den in 6000 von 8760 Stunden im Jahr neben Ökostrom auch verstärkt Strom aus fossilen Kraftwerken gebraucht werde. Die realen Kohlendioxid-Emissionen wären damit deutlich höher, als von der Politik bislang veranschlagt. Die Forscher weisen darauf hin, dass die Rechnung anders aussehen würde, wenn der zusätzliche Strombedarf nicht durch Gas-, Öl- und Kohlestrom, sondern durch Atomstrom abgedeckt würde.

Erst kürzlich hatte der Europäische Rechnungshof den Bemühungen der EU-Kommission zum sogenannten Klimaschutz in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein extrem schlechtes Zeugnis ausgestellt. Wie aus einem Sonderbericht hervorgeht, den der Rechnungshof am 21. Juni vorgelegt hat, sind die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft seit 2010 nicht zurückgegangen, und das trotz hoher Subventionszahlungen. Von 2014 bis 2020 sind immerhin mehr als 100 Milliarden Euro, gut ein Viertel der Agrarausgaben der EU, in den sogenannten Klimaschutz geflossen. Aus Sicht der Rechnungsprüfer haben die meisten über die GAP von der EU geförderten Maßnahmen nur ein geringes sogenanntes Klimaschutzpotenzial gehabt. Hingegen biete die GAP kaum Anreize für wirksame sogenannte klimafreundliche Verfahren, so der Rechnungshof. Als Bereiche mit hohem Einsparpotential sieht der Rechnungshof vor allem die Tierhaltung, den Verbrauch mineralischer Dünger und die Landnutzung.