19.04.2024

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Folge 26-21 vom 02. Juli 2021 / Leitartikel / Vorsicht: Bekenntniszwang

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-21 vom 02. Juli 2021

Leitartikel
Vorsicht: Bekenntniszwang
Hans Heckel

Das Münchener Fußballstadion durfte zum Spiel Ungarn gegen Deutschland auf Beschluss der UEFA nicht in den Regenbogenfarben leuchten. Um die Entscheidung gab es heftigen Streit, der einige grundsätzliche Erscheinungen unserer Zeit ins Rampenlicht rückte.

Da ist zunächst das unerfreuliche Phänomen eines Gratismutes, der immer mehr um sich greift. Mit der Illumination sollte gegen ein Gesetz der ungarischen Regierung protestiert werden, das als homosexuellenfeindlich kritisiert wird. Im kommenden Jahr aber darf das Emirat Katar die Fußball-WM ausrichten. Dort gilt die Scharia, die homosexuelle Handlungen streng unter Strafe stellt und mit mehrjährigen Haftstrafen belegt. Wie können Mannschaften, die sich im sicheren Europa so tapfer gegen Homophobie stemmen, in einem solchen Land überhaupt zum Turnier auflaufen? 

Diese doppelte Moral erinnert an die Aktion deutscher Autohersteller, die ihre Werbelogos für den „Pride-Monat“ Juni in die Farben des Regenbogens tauchten – dabei aber wohlweislich diese Werbung in den islamisch-orientalischen Ländern ausließen.

Das weitere Problem stellt, ganz abgesehen vom konkreten Anlass, die Politisierung an sich politikferner Lebensbereiche dar. Es ist eigentlich ein Ausweis totalitärer Regimes, alle Ecken des Daseins, auch Arbeitsleben, Freizeit, Kultur oder Sport, mit politischen Botschaften zu durchtränken, wo sich alles und jeder unablässig zur Politik der Regierung zu bekennen hat, um sich nicht verdächtig zu machen. Der Marsch in derlei totalitäre Abgründe verläuft schleichend, ist zunächst kaum wahrnehmbar. Aber die ersten Anzeichen sind schon bei dieser EM zu erkennen.

So knieten fünf Spieler der italienischen Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Wales nieder, als Zeichen der Verbundenheit mit der „Black Lives Matter“-Bewegung, wie auch einige Waliser. Die übrigen Italiener aber sahen keinen Grund, vor dem Spiel ein politisches Bekenntnis abzugeben und blieben stehen. Prompt empörte sich der Chef der italienischen Sozialdemokraten, Enrico Letta, „alle“ sollten auf die Knie.

Wo das Schule macht, stecken wir bereits bis zu den Knöcheln im totalitären Morast. Denn Freiheit bedeutet bekanntlich, alles sagen zu dürfen, alles fragen zu dürfen, aber – und das ist hier der entscheidende Punkt – nichts beantworten zu müssen. Auch nicht, wie man zu ungarischen Gesetzen oder politischen Bewegungen steht. Es ist dies das letzte Refugium der Freiheit, das uns selbst klassisch autoritäre Diktaturen ließen. Dort stand es jedem Bürger wenigstens frei, nichts zur Politik zu sagen. Nur der Totalitarismus erzwingt aktive Zustimmung.