23.04.2024

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Folge 26-21 vom 02. Juli 2021 / Adolf von Thadden / Kurzzeithoch für die NPD

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-21 vom 02. Juli 2021

Adolf von Thadden
Kurzzeithoch für die NPD
Erik Lommatzsch

Bei der Bundestagswahl 1969 wurde vielfach der Einzug der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) in das Parlament erwartet. Die Partei scheiterte dennoch an der Fünf-Prozent-Hürde. In den meisten Landtagen war sie zu dieser Zeit vertreten, allerdings jeweils nur für eine Legislaturperiode.

Bestimmende Führungsfigur der NPD war Adolf von Thadden, der 1967 den Bundesvorsitz übernommen hatte. Geboren vor 100 Jahren, am 7. Juli 1921, auf dem pommerschen Gut Trieglaff, wurde er im Zweiten Weltkrieg mehrfach verwundet. 1947 erfolgte Thaddens Einstufung als „unbelastet“. Er ließ sich in Göttingen nieder, wo er als Ratsherr wirkte. Auf der Liste der Deutsch-Konservativen Partei – Deutschen Rechtspartei (DKP-DRP) zog er 1949 in den Bundestag ein. Für die DRP errang er 1955 ein Landtagsmandat in Niedersachsen. Um das zersplitterte Spektrum rechts von Union und FDP zu konzentrieren, entstand 1964 unter seiner maßgeblichen Mitwirkung die NPD.

Folgt man dem Historiker Uwe Backes, so lassen sich Thaddens Positionen „überwiegend den deutsch-nationalistischen Traditionslinien der (extremen) Vorkriegsrechten zuordnen: Reichsidee, ‚starker Staat‘, Einigung aller Deutschen in einem Staatsverband, Wiedererlangung verlorener Territorien, Antibolschewismus und Ablehnung sozialrevolutionärer Experimente, auch mit antisemitischen Stereotypen“. Innerhalb der NPD habe er als „prowestlich“ gegolten. Die öffentliche Wahrnehmung sei aber von den „radikaleren Elementen seiner Partei“ geprägt gewesen.

1971 zog Thadden sich vom Vorsitz zurück, er hielt die NPD inzwischen für „unführbar“, 1975 trat er aus. Er betätigte sich unter anderem als Publizist und lebte ab 1982 auf Teneriffa. Vor 25 Jahren, am 16. Juli 1996, ist er in Bad Oeynhausen gestorben.

Das Vorhandensein einer NSDAP-Mitgliedsnummer erklärte er damit, dass er ohne sein Wissen aus der Hitlerjugend übernommen worden sei. Die mehrfach geäußerte Vermutung, er habe für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 gearbeitet, lässt sich laut Auskunft der Bundesregierung von 2013 nicht bestätigen. In der Verwandtschaft Thaddens findet sich eine Reihe bekannter Persönlichkeiten. Seine Halbschwester Elisabeth wurde 1944 aufgrund ihrer Betätigung gegen das NS-Regime hingerichtet, sein Halbbruder Reinold war Gründer des Deutschen Evangelischen Kirchentages, sein Neffe Rudolf machte sich als Historiker einen Namen.