Die größten deutschsprachigen Nachrichten- und Presseagenturen haben ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, um künftig „diskriminierungssensibler“ zu berichten. „Möglichkeiten zur Vermeidung diskriminierender Sprache und zur Sichtbarmachung von Diversität sind konsequent zu nutzen“, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Agenturen AFP, APA, dpa, epd, Keystone-SDA, KNA, Reuters und SID.
Die Agenturen kündigen an, grammatisch männliche Personenbezeichnungen, die bislang aber für alle Geschlechter verwendet werden, schrittweise zurückzudrängen. Ob die Nachrichtenagenturen ganz auf das sogenannte generische Maskulinum verzichten können, hängt laut ihrer gemeinsamen Erklärung von der weiteren Entwicklung der Sprache ab. Bislang wird das generische Maskulinum von den Medien insbesondere dann häufig verwendet, wenn es darum geht, Nachrichten in sehr kompakter Form zu übermitteln.
Geschlechtsneutrale Formen
Zudem wollen die Agenturen „zur Vermeidung diskriminierender Sprache und zur Sichtbarmachung von Diversität“ konsequent auch andere Möglichkeiten nutzen. Die Deutsche Presse-Agentur nennt in diesem Zusammenhang unter anderen Doppelformen wie zum Beispiel „Schülerinnen und Schüler“ oder geschlechtsneutrale Pluralformen, etwa „die Fachkräfte“ oder „die Lehrkräfte“.
Als Beispiele für weitere diskriminierungssensible Formulierungen nennt dpa substantivierte Partizipien („die Studierenden“), neutrale Funktionsbezeichnungen („Vorsitz“) und syntaktische Lösungen. Statt „Raucher haben eine kürzere Lebenserwartung“ könnte es diskriminierungssensibel beispielsweise heißen: „Wer raucht, hat eine kürzere Lebenserwartung.“ Die Presseagentur wies zudem auf die Möglichkeit hin, Adjektive statt Substantive zu verwenden. Aus dem „Rat des Arztes“ wird dann beispielsweise „der ärztliche Rat“.
Nur ein erster Schritt
Und es soll offenbar noch weiter gehen. Die Nachrichtenagenturen bezeichnen das vereinbarte Vorgehen als ersten Schritt in einem mehrjährigen Prozess. Dabei wollen die Agenturen „die Entwicklung der Sprache in den nächsten Jahren gemeinsam beobachten“. In enger Abstimmung mit den Medienkunden wollen sie die Entwicklung regelmäßig neu bewerten.
Verzichten wollen die Agenturen bis auf Weiteres auf die Verwendung von Sonderzeichen wie etwa Genderstern, Unterstrich oder Doppelpunkt. Bislang verwenden die meisten Medienkunden ebenfalls keine derartigen Sonderzeichen, die sogenannte nicht-binäre Geschlechtsidentitäten abbilden sollen. Derzeit entsprechen diese Sonderzeichen auch nicht dem amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung und ebenso wenig dem allgemeinen Sprachverständnis beziehungsweise der Sprachpraxis.