20.04.2024

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Folge 27-21 vom 09. Juli 2021 / Kolumne / BER in Höchstform?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-21 vom 09. Juli 2021

Kolumne
BER in Höchstform?
Vera Lengsfeld

Endlich mal eine Erfolgsmeldung, was den Pannenflughafen BER betrifft, den niemand mehr Willy-Brandt-Flughafen nennt aus Pietät gegenüber dem Sozialistenführer, dessen Andenken durch die zweifelhafte Ehre eher beschädigt wird. 

Seit Eröffnung seien noch nie so viele Passagiere von hier gestartet oder gelandet, jubelt der „Tagesspiegel“. Und fragt: Kehrt etwa Normalbetrieb ein? Tut mir leid, aber das erinnert mich an die DDR-Berichterstattung über erfüllte Pläne und gesteigerte Konsumgüterproduktion, obwohl die Regale gähnend leer bleiben. 

Was erlebt ein Passagier, wenn er vom BER startet? Das Abenteuer beginnt schon am S-Bahnhof Gesundbrunnen. Hier fährt der Flughafenexpress FEX alle halbe Stunde ab. Theoretisch ist man dann in einer knappen halben Stunde am Flughafen. Praktisch sieht es so aus, dass die Passagiere am Gleis stehen und vergeblich auf den Zug warten. Zwar verkündet die Anzeige, er habe nur fünf Minuten Verspätung, aber dann verschwindet sie, es fährt ein ICE ein, dann zehn Minuten später ein zweiter, aus den fünf Minuten sind mehr als 20 Minuten geworden. 

Kein Problem, denn vorsichtshalber habe ich einen Zug früher eingeplant. Aber die Verspätung für den Folgezug ist auch schon mit zehn Minuten angegeben. Plötzlich fangen die Leute um mich herum an zu rennen. Der FEX soll fahren, aber von anderem Gleis. Also mit schwerem Gepäck Treppe hoch, Treppe runter und atemlos in die Bahn, die mit 25 Minuten Verspätung abfährt. 

Am BER ist wirklich etwas los. Vor dem Bagage-Drop von Easy-Jet steht eine endlose Schlange. Mein Enkel steht schon seit einer halben Stunde da, ist dem Schalter aber noch nicht nahegekommen. Die Automaten zum Selbereinchecken sind alle außer Betrieb, von sechs Schaltern arbeiten nur zwei. Als wir endlich dran sind, ist gerade noch Zeit, durch die Sicherheitskontrolle zu kommen und zum Gate zu gelangen, wo der Einstieg schon begonnen hat. Die Strecke ist endlos. Die Laufbänder funktionieren aber nicht. Mit viel Glück erreichen wir den Flieger, aber von Normalität keine Spur.