26.04.2024

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Folge 27-21 vom 09. Juli 2021 / Ende ohne Stil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-21 vom 09. Juli 2021

Ende ohne Stil
René Nehring

Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ist zu Ende. Nach fast zwanzig Jahren landeten am 30. Juni die letzten Soldaten in Wunstorf bei Hannover. Was schnell auffiel und umgehend kritisiert wurde, ist die Art und Weise der Heimkehr. Als die 264 Frauen und Männer in der Heimat ankamen, wurden sie weder von der zuständigen Ministerin, noch von der Bundeskanzlerin, noch vom Präsidenten des die Soldaten entsendenden Deutschen Bundestags, noch vom Staatsoberhaupt begrüßt. 

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer erklärte die Abwesenheit hoher Repräsentanten des Staates damit, dass die Entscheidung für eine stille Ankunft der ausdrückliche Wunsch der Soldaten gewesen sei. Doch liegt es – die Wahrheit der Aussage der Ministerin vorausgesetzt – wirklich bei den heimkehrenden Soldaten zu entscheiden, dass einer der längsten Einsätze der deutschen Militärgeschichte zu Ende geht wie ein gewöhnlicher Schulausflug, bei dem am Schluss auch alle nur noch nach Hause wollen? Die Entsendung der Bundeswehr ist keine Privatsache. 

Wo also ist die Debatte über die Bewertung der Afghanistan-Mission? Immerhin führte ihr Beginn im Anschluss an die Terroranschläge vom 11. September 2001 nicht nur zur Vertrauensfrage des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder, sondern auch zur programmatischen Aussage des seinerzeitigen Verteidigungsministers Peter Struck, dass Deutschlands Sicherheit auch am Hindukusch verteidigt werde. Was also bedeutet das Ende der Afghanistan-Mission für Deutschland? Diese und weitere Fragen bedürfen dringender Antworten.

Gleichwohl: Da sprichwörtlich der Erfolg viele Väter hat, der Misserfolg jedoch eine Waise ist, sagt das Nichterscheinen politischer Vertreter bei der Heimkehr der Bundeswehrsoldaten weit mehr aus als alle Worte.