20.04.2024

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Folge 27-21 vom 09. Juli 2021 / Dresden / Unbequemer Stadtschreiberin die Flügel gestutzt / Die Autorin Kathrin Schmidt engagiert sich gegen die Corona-Politik – und wird nicht nur in der Elbmetropole diffamiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-21 vom 09. Juli 2021

Dresden
Unbequemer Stadtschreiberin die Flügel gestutzt
Die Autorin Kathrin Schmidt engagiert sich gegen die Corona-Politik – und wird nicht nur in der Elbmetropole diffamiert
Erik Lommatzsch

Der Deutsche Ärztetag wünscht, dass die Impfung von Kindern gegen Corona quasi zwangsverordnet wird. Widerspruch gibt es nicht nur von Medizinern. In einem Essay wirft die Schriftstellerin Kathrin Schmidt dem Ärztetag vor, das eigene Berufsethos zu verletzen. Folgen seien nicht erforscht, die Impfung sei „ein groß angelegter Menschenversuch“. Auch andere Maßnahmen kritisiert sie. 

Schmidt, die in Berlin lebt, verfasst erfolgreich Lyrik und Prosa, für den Roman „Du stirbst nicht“ erhielt sie den Deutschen Buchpreis. Nun wären ihre politischen Positionen, die auch andere vertreten, wohl nicht so publik geworden, hätte man sie nicht für das Jahr 2021 als Dresdner Stadtschreiberin ausgewählt. Sie erhält hier ein sechsmonatiges Stipendium, erwartet werden laut Ausschreibung Präsenz und Impulse, Schmidt will zudem einen historischen Stoff bearbeiten. Am 25. Juni fand ihre Eröffnungslesung statt. 

Dass man die neuen Dogmen nicht infrage stellen darf, erfährt sie nun im Zuge ihres Stellenantritts in der Elbmetropole. Politik und Presse geben sich überrascht und entsetzt über das zeitlich gar nicht so weit zurückreichende außerliterarische Engagement der Schriftstellerin, die sich in der Partei „die Basis“ betätigt, welche vor allem als Bewegung gegen die Corona-Politik entstand. „Abgedriftet in die Querdenker-Szene“, titelt die „taz“ über Schmidt. Der Deutschlandfunk unterstreicht, dass sie ihren Text gegen die Kinder-Impfung im „verschwörungsaffinen Online-Magazin ‚Rubikon‘“ veröffentlicht habe. Die „Süddeutsche Zeitung“ weist darauf hin, dass „das Portal Ken-FM den Text übernommen“ habe und dieses wiederum beobachte der Berliner Verfassungsschutz.

„Die Grenze überschritten“

Die Dresdner Kulturbürgermeisterin Annekathrin Klepsch (Linkspartei) wirft ein, dass man Kritik üben dürfe, aber „die Grenzen sind überschritten“, wenn das Impfen als „Menschenversuch“ dargestellt werde. Konsequenzen sind bereits erfolgt. Da Schmidt für „die Basis“ kandidiere, gebe es bis zur Bundestagswahl keine städtischen Veranstaltungen mit ihr. Das umfasst die Hälfte der Laufzeit des Stipendiums und unterläuft die Idee des Stadtschreiberamtes – Präsenz in der Öffentlichkeit – massiv. Zudem stünde ihr als Stadtschreiberin eine Kolumne in der „Sächsischen Zeitung“ zu – dies wird ihr nun verweigert.

Die Stadt Dresden hat nun ein „Statement“ zur Stadtschreiber-Angelegenheit veröffentlicht. Inzwischen ist es in Deutschland üblich, dass Abweichlern von der regierungskonformen Linie so weit als möglich der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Vor diesem Hintergrund ist es schon fast als bemerkenswert zu bezeichnen, dass im „Statement“ betont wird, die Entscheidung für Schmidt habe „Bestand“. 

Dennoch ist die Stadt auch hier erkennbar bemüht, nicht nur auf Distanz zu Schmidt zu gehen, sondern Position gegen die von der Stadt selbst berufene Stadtschreiberin zu beziehen. Die „Öffentlichkeit“ solle sich mit deren „nicht nachvollziehbaren, aber durch die Meinungsfreiheit gedeckten Äußerungen“ auseinandersetzen „und eine eigene Haltung dazu“ entwickeln. In Dresden steht zu hoffen, dass letzteres durchaus passiert – und zwar nicht unbedingt im Sinne des „Statements“.