19.04.2024

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Folge 28-21 vom 16. Juli 2021 / Porträt / Es gibt da so einen Bulgaren …

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-21 vom 16. Juli 2021

Porträt
Es gibt da so einen Bulgaren …
H. Tews

Es gibt da so einen Sänger und Showmaster, der 2020 in Bulgarien so eine Partei gegründet hat. Und die heißt: „Es gibt da so ein Volk“. Was sich nach einer Spaßpartei anhört, ist nach nur einem Jahr zu einer ernsthaften politischen Größe geworden. Denn die von Slawi Trifonow gegründete Partei hat die bulgarischen Parlamentswahlen am 11. Juli knapp gewonnen. Mit 0,3 Prozentpunkten Vorsprung schlug sie die Partei des langjährigen Ministerpräsidenten Bojko Borissow.

Weil Borissow schon bei den Wahlen im April keine Koalition zustande bringen konnte, mussten Neuwahlen her. Doch diese machten in dem Land, das seit Mai von dem Brigadegeneral Stefan Janew interimistisch regiert wird, noch alles komplizierter. Denn 1) will Trifonow nicht mit Borissow und der drittstärksten Kraft, den Sozialisten, koalieren, 2) reicht eine Koalition mit den übrigen im Parlament vertretenen Parteien nicht für eine Mehrheit und 3) will Trifonow als Mann ohne politische Erfahrung überhaupt nicht Ministerpräsident werden.

Schon im Wahlkampf war der 54 Jahre alte Sänger einer Popband, der über 300 Lieder und 22 Alben herausgebracht hat und darüber hinaus Moderator überaus populärer bulgarischer TV-Shows ist, so gut wie unsichtbar. Seine Partei „Es gibt da so ein Volk“ war bei den Wahlen nur auf den digitalen Kanälen präsent. Weil Trifonow den vom Staat gelenkten Medien misstraut, gibt er der Presse weder Interviews noch liefert er Erklärungen ab.

Die Gründung von „Es gibt da so ein Volk“ war eigentlich aus der Not heraus geboren. Weil Trifonow mit einem von ihm initiierten Referendum zur Änderung des korrupten politische Systems scheiterte und Borissow selbst keine Reformbemühungen anstellte, sollte eine neue nationalkonservative Partei alles ändern. Und die Bulgaren spielten mit, wenngleich nur 40 Prozent zur Wahl gingen und 24 Prozent davon Trifonows Partei wählten. Sollte er wider Erwarten eine Koalition bilden, soll ein Expertenteam die Regierung stellen. Dieses könnte Immigranten dann die Türen schließen, die Bulgarien als Einfallstor für den Spaziergang in die EU missbrauchen.