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Folge 28-21 vom 16. Juli 2021 / Paul Dahlke / Der Buddhismus-Pionier / Der gebürtige Ostpreuße etablierte die ursprünglichen Lehren aus dem Osten für ein Leben im Westen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-21 vom 16. Juli 2021

Paul Dahlke
Der Buddhismus-Pionier
Der gebürtige Ostpreuße etablierte die ursprünglichen Lehren aus dem Osten für ein Leben im Westen
Wolfgang Kaufmann

Zu den wichtigsten Wegbereitern des Buddhismus in Deutschland zählte der aus Ostpreußen stammende Arzt Paul Dahlke, der im Jahre 1900 zum Buddhismus konvertierte. Damit wurde er Teil einer Gruppe von Bildungsbürgern im Wilhelminischen Kaiserreich, zu der unter anderem auch noch der Sprachwissenschaftler Friedrich Zimmermann, der Potsdamer Oberpräsidialrat Theodor Schultze und der bayerische Oberlandesgerichtsrat Georg Grimm gehörten. 

Gründe für die Hinwendung dieser Personen zu der exotischen asiatischen Religion gab es dabei einige. Manche trieb das Unbehagen angesichts der Entwicklung der Moderne, andere wollten sich von dem ihrer Meinung nach zu dogmenverhafteten Christentum distanzieren. Dazu kam die Überidentifikation einiger Experten für fernöstliche Religionen mit ihrem Untersuchungsgegenstand oder einfach nur die Suche nach einer neuen Form von Spiritualität jenseits der ausgetretenen Pfade.

Auf jeden Fall organisierten sich die deutschen Buddhisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts bald auch in diversen Organisationen wie dem Buddhistischen Missionsverein, dem Bund für buddhistisches Leben, der Deutschen Pali- beziehungsweise Mahabodhi-Gesellschaft sowie der Neubuddhistischen Bewegung. Die Letztere wollte einerseits am Theravada, also der ursprünglichsten Form des Buddhismus, festhalten, diese andererseits aber auch mit der westlichen Lebensweise kompatibel machen. Der führende Kopf hierbei war Paul Dahlke.

Der hatte am 25. Januar 1865 in Osterode am Ostrand der Eylauer Seenplatte das Licht der Welt erblickt und später in Berlin Medizin studiert. Nach seiner Promotion mit der Dissertation „Über den Hitzschlag“ übernahm der junge Arzt 1887 zunächst eine homöopathische Praxis in der Hauptstadt, die er mit gutem Erfolg führte. 

Häufige Reisen nach Asien

Dadurch gelangte der Sohn eines Gendarmen und späteren Rechnungsrates zu ziemlichem Wohlstand, der ihm 1898 erlaubte, auf Weltreise zu gehen. In deren Verlauf zeigte sich Dahlke insbesondere von der Südsee fasziniert, während er Ceylon, wo sein erster Kontakt mit der Weltreligion Buddhismus stattfand, zunächst weniger beeindruckend fand. Doch irgendetwas muss damals das Unterbewusstsein des aufgeschlossenen Mediziners angesprochen haben, denn er brach bereits im Frühling des Jahres 1900 wieder nach Ceylon auf – nunmehr ganz explizit, um zunächst die Sakralsprache Pali zu erlernen, die im Buddhismus eine ähnliche Rolle spielt wie das Latein im Christentum, und dann die Lehren des historischen Buddhas Siddhartha Gautama in der altehrwürdigen Form des Theravada zu studieren. Nach diesem zweiten Aufenthalt in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, kehrte Dahlke als Buddhist nach Deutschland zurück, wo er zunächst seine Praxis weiterbetrieb. Allerdings mit zahlreichen Unterbrechungen aufgrund immer neuer Asienreisen, die bald nicht mehr nur nach Ceylon, sondern auch nach Indien, China, Japan, Burma, Siam und Indonesien führten.

Während der Aufenthalte in der Heimat bemühte sich Dahlke um die Errichtung eines buddhistischen Heiligtums in Deutschland. Hierzu kaufte er schon vor dem Ersten Weltkrieg fünf Hektar Land auf Sylt. Später erschien ihm dann jedoch Berlin als der bessere Standort. Deshalb erwarb Dahlke im Herbst 1919 ein weiteres Grundstück in Berlin-Frohnau, wo er 1923 mit dem Bau des Buddhistischen Hauses begann, das von dem Pankower Architekten Max Meyer entworfen worden war. Die Einweihung des zweistöckigen Gebäudes erfolgte im August 1924, womit der allererste buddhistische Tempel samt Wohngebäude für Gläubige auf europäischem Boden existierte.

Hier verbrachte Dahlke die meiste Zeit seines restlichen Lebens, bis er am 29. Februar 1928 an Herzschwäche starb, die aus einer verschleppten Grippe resultierte. Der Ostpreuße, der von 1917 bis 1922 auch die „Neubuddhistische Zeitschrift“ herausgegeben hatte, hinterließ 22 größere Publikationen und 150 Aufsätze über den Buddhismus und gilt nach Meinung heutiger Experten als Mitbegründer einer eigenständigen deutschen Interpretationsschule dieser ursprünglich asiatischen Religion.

Dahlkes Erben

Die Leitung des Buddhistischen Hauses ging nach Dahlkes Ableben in die Hände von dessen Schwester Bertha über. Diese konnte die Sakralanlage unbehelligt durch die Zeit des Dritten Reiches bringen, weil die Nationalsozialisten den Buddhismus aus ideologischen und außenpolitischen Gründen weitestgehend tolerierten. Geplündert wurde das Haus erst nach Kriegsende. 1957 wechselte der Gebäudekomplex dann abermals den Besitzer: Die Erben Dahlkes verkauften ihn an die German Dharmaduta Society, welche hier nun einen Vihara, das heißt eine „Zufluchtsstätte“ für Mönche aus Sri Lanka und anderen Staaten Südostasiens einrichtete. Allerdings sah sich die Deutsche Buddhistische Union als Dachverband aller Buddhisten hierzulande im Jahre 2009 gezwungen, das Buddhistische Haus wegen gravierender Unregelmäßigkeiten in der Betriebsführung aus dem Kreis derjenigen Einrichtungen auszuschließen, die den Buddhismus in der Bundesrepublik offiziell nach außen hin repräsentieren dürfen.


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