27.04.2024

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Folge 28-21 vom 16. Juli 2021 / Beheimatet im Landkreis Stolp / Gerda von Below und Klaus Granzow / Ihre Werke sind auch heute ein Muss für Pommern-Begeisterte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-21 vom 16. Juli 2021

Beheimatet im Landkreis Stolp
Gerda von Below und Klaus Granzow
Ihre Werke sind auch heute ein Muss für Pommern-Begeisterte
Brigitte Klesczewski

Im Buch „Pommern in 1440 Bildern“ bezeichnet Klaus Granzow den Landkreis Stolp als größten preußischen Kreis. Er erwähnt die Wanderdünenlandschaft zwischen Ostsee und Leba-See und rühmt den breitesten Strand der pommerschen Ostseeküste. Er erzählt, dass der sagenumwobene Revekol den dort lebenden Pommern ein heiliger Berg war.

Im Süden seines Heimatkreises gleiten die Lupow und die Stolpe durch dichte Hochwälder und weite Kiefernforste. Er vergisst nicht, die industriellen Tätigkeiten in Rathsdamnitz mit der Papierfabrik, des Weiteren in Scharsow den mächtigen Eisenhammer und die vielen Ziegeleien und Kalksandsteinwerke ringsum im Kreis zu erwähnen. Der Haupterwerbszweig dieses Landkreises war aber die Landwirtschaft. Es wurden Weizen, Roggen, Zuckerrüben und Kartoffeln im Überschuss angebaut. Die saftige Wiesenlandschaft erlaubte eine Rinderviehzucht.

Granzow lässt seine Beschreibung mit Versen von Gerda von Below ausklingen, die ein Bild vom letzten Tag der Ernte zeigen: „Nun schwankt zu Hofe schon der letzte Wagen, hart von der Tenne klingt die Dreschmusik, und aus den Häusern kehren Erntesagen zu Form gebunden in die Zeit zurück.“

Gerda von Below und Klaus Granzow kamen im Landkreis Stolp zur Welt. Gerda von Belows Heimatort war Saleske [Zaleskie], während Klaus Granzow aus Mützenow [Mozdzanowo] stammte. Beide Orte waren Filialkirchengemeinden zu Dünnow und lagen etwa 17 Kilometer von Stolp entfernt. Das Rittergut Saleske besaß 1123 Hektar Land und war ab 1461 im Besitz der adligen Familie von Below. Der im Jahr 1944 verstorbene Walter von Below war Vorsitzender des Vorstandes der Molkereigenossenschaft Stolp, deren bekannteste Käsesorte seit 1921 das „Stolper Jungchen“ war, das bei der Weltausstellung 1937 eine Goldmedaille erhielt.

Gerda von Below wurde am 9. November 1894 in Saleske geboren. Sie war eine Urenkelin von Johann Gottfried von Herder, einem Philosophen und Dichter aus Mohrungen in Ostpreußen. Hanna Spiegel, die ein Büchlein unter dem Titel „Die Düne wandert“ geschrieben hat, behauptet, dass das prägende Thema dieser Gutsbesitzertochter und Schriftstellerin die Liebe zu ihrer Heimat Pommern gewesen sei. Stimmungsvoll ist ihr Gedicht „Die Düne wandert“ über die gewaltige, auch oft bedrohliche Düne, die nördlich von Saleske liegt.

Im Jahr 1919 heiratete sie in der Kirche zu Dünnow den Freiherrn Treusch von Buttlar-Brandenfels. Sie lebte als Schriftstellerin in Berlin und später in Freiburg im Breisgau. Hanna Spiegel erwähnt in ihrer Biografie über Gerda von Below, dass diese als Schriftstellerin bis 1945 sehr produktiv war, und erwähnt so nebenbei, dass sie von Berlin aus in den 20er Jahren ihre gebrauchte Bett- und Tischwäsche in einem Schließkorb zur Reinigung nach Saleske aufs Gut schickte.

Gerda v0n Below starb am 30. März 1975. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangen ihr so gut wie keine Veröffentlichungen mehr. In vielen pommerschen Nachschlagewerken bleibt sie nicht unerwähnt. 

Die „Pommersche Zeitung“ erinnerte im Jahr 2007 an Klaus Granzow. Er wäre am 10. September 80 Jahre alt geworden. In Travemünde im Pommernzentrum wurde aus dem Anlass eine Ausstellung mit authentischen Fotografien über sein Leben und sein literarisches Wirken gezeigt. Leider verstarb er viel zu früh mit 58 Jahren am 11. April 1986 in Hamburg. Der Bauernsohn Klaus Granzow aus Mützenow, Kreis Stolp, beherrschte das pommersche Platt. Nach russischer Kriegsgefangenschaft und Arbeit auf einer sowjetischen Kolchose kam er 1948 nach Hamburg. Er schrieb mehrere Rundfunksendungen und wirkte in mehreren Fernsehfilmen mit. Da er in der plattdeutschen Sprache zu Hause war, gehörte er lange Zeit zum Ensemble des bekannten Hamburger Ohnesorg-Theaters. 

Er war kein Unbekannter in der Pommerschen Landsmannschaft. Die „Pommersche Zeitung“ veröffentlichte zahlreiche Erinnerungen an Pommern, Geschichten und Gedichte von ihm. Im Jahr 1964 wurde ihm der Pommersche Förderpreis für Kultur verliehen. Im Jahr 1971 gewann er den ersten Preis im Hörspielwettbewerb zum Thema „Deutsche Auswanderer heute“ für die Funkerzählung „Estrada Pomeranos“. Er hatte die ausgewanderten Pommern in Pomerode, Brasilien für vier Monate besucht.

Im Pommerschen Buchversand, Hamburg, erschienen das Weihnachtsbuch „Leise rieselt der Schnee“ und „Bei uns im Dorf“. Im Rautenberg-Verlag erschien ein Buch mit Erzählungen und Gedichten unter dem Titel „Der Tanz auf dem Garder See“. Die Geschichte von der tanzenden, jungen Frau auf dem Garder See im Winter 1945 erschütterte immer wieder bei Lesungen die Zuhörer. Die tanzende Schlittschuhläuferin bewahrte mehrere Dörfer vor der Zerstörung und rettete zahlreichen Menschen das Leben, denn der Krieg pausierte eine Weile. Nicht nur für die Pommern werden Gerda von Below und Klaus Granzow unschätzbare Zeitzeugen bleiben.