28.03.2024

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Folge 29-21 vom 23. Juli 2021 / Berlin-Mitte / Der Bürgerwille zählt nicht mehr / Bei umstrittenen Straßenumbenennung gehen die Grünen nun den brachialen Weg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-21 vom 23. Juli 2021

Berlin-Mitte
Der Bürgerwille zählt nicht mehr
Bei umstrittenen Straßenumbenennung gehen die Grünen nun den brachialen Weg
Frank Bücker

Im Berliner Bezirk Mitte soll die Mohrenstraße umbenannt werden. Mehr als tausend Widersprüche dagegen sind beim Bezirksamt eingegangen. Es ist schon das zweite Mal, dass Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel von den Grünen versucht, gegen den Widerstand von Bürgern Straßenumbenennungen durchzusetzen.

Vor einiger Zeit wurden gegen den erbitterten Widerstand der Anwohner diverse Straßen des „Afrikanischen Viertels“ umbenannt. Nachtigal, Peters und andere Namensgeber sollten wegen der deutschen Kolonialvergangenheit ausgemerzt werden. Anwohner und Geschäftsleute, die dagegen Widerspruch erhoben, wurden abschlägig beschieden und mit dafür anfallenden, saftigen Gebührenbescheiden ruhiggestellt.

Nach der gleichen Methode will Dassel offenbar auch den Protest gegen die Umbenennung der Mohrenstraße ersticken. Gegen die Umbenennung sind bis zum 30. Juni 1134 Widersprüche beim Bezirksamt von Berlin-Mitte eingegangen. Nun versucht das Amt allem Anschein nach, die Unzufriedenen einzuschüchtern. Wer Widerspruch einlege, müsse mit hohen Gebühren rechnen. Je nach Aufwand könnten einige hundert Euro anfallen. 300 Widersprüche gegen die Umbenennung der Mohrenstraße wurden daher bereits wieder zurückgezogen.

Statt des Mohren ein Antisemit?

Die gleichnamige U-Bahn-Station Mohrenstraße soll nach einer Ankündigung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in Glinkastraße umbenannt werden – eine in der Nähe der Mohrenstraße verlaufende Straße. Aber davon sind die BVG zunächst wieder abgekommen. Namensgeber Michail Glinka (1804–1857), ein russischer Komponist, soll nach Recherchen der „Jüdischen Allgemeinen Zeitung“ Antisemit gewesen sein. Seine Oper „Fürst Cholmskij“ etwa spiele im 15. Jahrhundert und handele von einem jüdischen Komplott, das zum Ziel gehabt habe, den russischen Streitkräften in ihrem Kampf gegen den deutschen Schwertbrüderorden Livlands entgegenzuwirken.

Die Station hat schon einige Umbenennungen hinter sich. Bei ihrer Eröffnung 1908 hieß sie Kaiserhof, ab 1950 Thälmannplatz von 1986 bis 1991 Otto-Grotewohl-Straße. Danach war es die SPD, die sich für den historischen Namen Mohrenstraße einsetzte.

Abstimmungen unter den Anwohnern kommen für die Grünen offenbar nicht in Frage. Seit die Anrainer der Treitschkestraße in Steglitz-Zehlendorf in einer Befragung eine Umbenennung ablehnten, will die Partei von dieser Art der Bürgerbeteiligung offenbar nichts mehr wissen.

Historiker ruft zum Widerstand auf

Am 20. August 2020 befand die Bezirksverordnetenversammlung Mitte auf Antrag von Grünen und SPD mit den Stimmen der Linkspartei, die Mohrenstraße solle nach einem ehemaligen Sklaven, Anton Wilhelm Amo, heißen. Die Anwohner sollen lediglich „informiert“ werden. Dort heißt es: „Nach heutigem Demokratieverständnis ist der bestehende rassistische Kern des Namens belastend und schadet dem nationalen und internationalen Ansehen Berlins.“
Die Betroffenen finden das offenbar weniger gut. Auch der Historiker Götz Haydar Aly rief zum Widerstand gegen die Umbenennung auf.