Die kürzlich beendete Fußballeuropameisterschaft hatte gerade noch die (Fan-)Kurve gekriegt. Der Sommer mit niedrigen Inzidenzzahlen sorgte dafür, dass keine Geisterspiele vor leeren Rängen stattfinden mussten. So schwappte schließlich doch die für eine sportliche Großveranstaltung unverzichtbare Welle der Begeisterung auf die Spieler über.

Bei den olympischen Spielen in Tokio, die an diesem Wochenende beginnen, wird das anders sein. Die Wettkämpfe werden zu Recht komplett ohne Zuschauer ausgetragen. Aber macht der Kampf um Goldmedaillen vor einer Geisterkulisse dann überhaupt noch Sinn? Einige wenige Sportler wie der australische Tennisprofi Nick Kyrgios haben bereits als Antwort darauf ihre Teilnahme abgesagt. Alle anderen aber werden ihr Olympia-Ding konsequent durchziehen. Dafür kann man Verständnis haben: Eine ganze Generation von Sportlern, die für dieses nur alle vier Jahre stattfindende Ereignis – für das von 2020 verschobene Tokio sind es sogar fünf Jahre – jahrelang trainiert hat und die auf dem Höhepunkt der Karriere angelangt ist, könnte sich betrogen fühlen, wenn Olympia wegen der Pandemie ganz abgesagt worden wäre. Und das IOC um ihren deutschen Präsidenten Thomas Bach hätte es sich nicht erlauben können, den Olympiazug in voller Fahrt per Notbremse zum Stehen zu bringen. Die finanziellen Ausfälle durch das Stadionpublikum lassen sich verschmerzen, die der TV- und damit verbundenen Sponsorengelder aber nicht.

Man hätte es aber darauf ankommen lassen sollen. Denn was wir in den kommenden zwei Wochen am Fernseher erleben werden, ist nichts anderes als eine sportliche Selbstbefriedigung von Athleten, die nur – pardon – geil auf Erfolg sind. Aber Erfolg ohne den Applaus der Fans ist wie ein Bräutigam ohne Braut: Es fehlt das Wesentlichste zur Hochzeit.