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Folge 29-21 vom 23. Juli 2021 / Der Park des „kleinen Pückler“ / Tor in eine einmalige Gartenwelt in der Oberlausitz – Der Rhododendronpark von Kromlau ist nach langer Sanierung wiedereröffnet worden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-21 vom 23. Juli 2021

Der Park des „kleinen Pückler“
Tor in eine einmalige Gartenwelt in der Oberlausitz – Der Rhododendronpark von Kromlau ist nach langer Sanierung wiedereröffnet worden
Martin Stolzenau

Der Landkreis Görlitz besitzt außer den Baudenkmälern in der Kreisstadt noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten. Das reicht vom Landschaftspark in Bad Muskau über den inzwischen sanierten Schlosskomplex des Reichsgrafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf in Berthelsdorf mit den benachbarten Anlagen der Herrnhuter Brüderunität bis zum Ort Kromlau, einem Ortsteil der Gemeinde Gablenz. Dieser Ort südöstlich von Cottbus in der Oberlausitz besitzt eine Attraktion: den größten Rhododendronpark in Deutschland.

Mitten im Park befindet sich der Rakotzsee mit der bogenförmigen Rakotzbrücke, die sich im Wasser spiegelt und dadurch einen perfekten Kreis bildet. Für Natur- und Fotofreunde ist das eine Traumkulisse. Dementsprechend war bisher der Zustrom der Besucher aus ganz Deutschland. Das war eine große Herausforderung für den kleinen Ort. Doch Rakotzsee und die im Volksmund „Teufelsbrücke“ genannte Rakotzbrücke wurden zuletzt saniert und waren lange Zeit wegen Verschönerungsarbeiten gesperrt. Deshalb machte sich bei Tagestouristen Enttäuschung breit: Die Tore waren zu.

Doch die Sanierung ist nun abgeschlossen. Park, See und Brücke erstrahlen in neuer Pracht. Mandy Klau von der Kromlauer Gemeindeverwaltung äußerte vor Medienvertretern ihre Freude über den erreichten Zustand und bat die Gäste um einen rücksichtsvollen Umgang, zumal die einzigartige Rakotzbrücke, die für das besondere Fotomotiv sorgt, aus baulichen Gründen nur bewundert und nicht betreten werden darf.

Die Geschichte des Ortes mit Traumkulisse begann als schlesische Exklave an der Grenze zwischen Ober- und Niederlausitz. Das einstige Gut „Krommolau“ kam als Lehngut des schlesischen Herzogtums Sagan im 16. Jahrhundert an die Brüder Philipp und Barthel von Kracht.

Nach Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg wechselten die Besitzer über Jahrhunderte häufig. Das reichte von Isaak von List 1670 über Balthasar von Tießel und Taltitz, Ludwig August von der Lochau, Joachim Heinrich von Berge und Johann August Thiele von Thielenfeld, der nach hoher Verschuldung das Gut an den Sorauer Kaufmann Sigismund August Petri verkaufte, bis zu Karl Gottfried von Rabenau und die aus Forst stammende Christiane Dorothea Goltsch, die das Gut in der Folge in die Gewinnzone führte.

Campingplatz zu DDR-Zeiten

Die rührige Gutsherrin machte sich um Kromlau verdient. Sie verbesserte den Zustand der Äcker, Wiesen und Teiche, sorgte für neue Wirtschaftsgebäude, realisierte die Separation zum Vorteil aller Beteiligten und verkaufte 1842 Kromlau mit beträchtlichem Gewinn an Friedrich Hermann Rötschke, der den Gutskomplex zu neuen Höhen führte. Er hatte wie seine Vorgängerin viel Ahnung von Landwirtschaft und entpuppte sich schnell auch als Natur- und Parkfreund, der den Fürsten Pückler und dessen benachbarten Park in Muskau bewunderte.

Rötschke gedieh zum „kleinen Pückler“, ließ analog zu seinem berühmten Nachbarn auf rund 800 Morgen einen Landschaftspark errichten mit Teichen, Hügelaufschüttungen, Standbildern, Basaltgrotten, seltenen Gehölzen und einer Bogenbrücke, die bis heute mit ihrer Spiegelung im Wasser als Besuchermagnet gilt. Dazu kam der Ausbau des Kavaliershauses am Parkrand. Der rührige Gutsherr hatte eine Idylle geschaffen und suchte nach einer neuen Aufgabe.

Wie Pückler sein Muskau verkauft und in Branitz einen neuen Park geschaffen hatte, verkaufte auch Rötschke 1875 mit großem Gewinn sein Guts- und Parkjuwel Kromlau an Otto Busse und wechselte ins nahe Bärwalde, wo er einen weiteren Park in Angriff nahm. Busse indes verkaufte seinen Besitz weiter.

Die Besitzer wechselten wieder oft. Bis schließlich 1889 Friedrich XI. Leopold, Graf von und zu Eggloffstein-Arklitten, Kromlau übernahm und weiter vervollkommnete. Zur rentablen Führung von Land- und Forstwirtschaft wie unter der Gutsherrin Goltsch und im Besitz von Rötschke kamen der Ausbau der Fischzucht in den Teichen und die Anlage eines großen winterfesten Rhododendron- und Azaleenparks. Damit erhielt Kromlau die Krönung seiner Gestaltung, an der danach festgehalten wurde. Das galt auch zu DDR- Zeiten, als das Parkidyll zum attraktiven Erholungsort mit Campingplatz und Bungalowsiedlung ausgebaut wurde. Im Jahr 1992 kam es im Zuge neuer Aktivitäten sogar zur Reaktivierung der zuvor stillgelegten Waldeisenbahn zwischen Weißwasser und Kromlau.

Zu den aktuellen Besucheranziehungspunkten gehört jetzt außer den Parkwundern mit Rakotzbrücke, seltenen Gehölzen und Rhododendronpflanzungen auch ein Gedenkstein für den eigentlichen Parkschöpfer Friedrich Hermann Rötschke. Nach der mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz realisierten Sanierung des Komplexes einschließlich der Grotte und Basaltkirche ist die Kromlauer Traumkulisse seit dem 10. Juli für Besucher rund um die Uhr kostenlos zugänglich.

Info Kromlau Telefon (03576) 222828, Internet: www.kromlau-online.de/der-park