25.04.2024

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Folge 30-21 vom 30. Juli 2021 / Modewelt / Der Koffermacher aus Paris / Louis Vuitton hat sich längst als Luxusmarke der Mode etabliert – Ihr Namensgeber wurde vor 200 Jahren geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-21 vom 30. Juli 2021

Modewelt
Der Koffermacher aus Paris
Louis Vuitton hat sich längst als Luxusmarke der Mode etabliert – Ihr Namensgeber wurde vor 200 Jahren geboren
Dagmar Jestrzemski

Ein Name, ein Produkt, ein andauernder Welterfolg – das gilt außer für manche Uhren und Automarken nur für ganz wenige, weltweit führende Luxusmarken. Eine der ältesten und zugleich der erfolgreichsten ist das Label Louis Vuitton, das für seine hochpreisigen Handtaschen im typischen Louis-Vuitton-Look bekannt ist. Einmal im Leben eine Handtasche von Louis Vuitton besitzen, davon träumen auch heute noch Millionen Frauen und Mädchen in aller Welt.
An die Handtaschen-Klassiker in Oliv, Braun und Gold mit dem berühmten Muster mit dem „LV-Logo“ anknüpfend, bringt das Pariser Unternehmen Louis Vuitton regelmäßig Vintage-Kreationen auf den Markt und erinnert damit an seine lange Tradition und Exklusivität. Außer Handtaschen, Kleinlederwaren und Accessoires umfasst das Sortiment der Marke Louis Vuitton auch trendiges Schuhwerk, Modelinien für Damen und Herren und vieles mehr, was markenbewusste Kunden interessiert.


Im Zentrum der Aufmerksamkeit aber steht nach wie vor das Handtaschensegment. Für eine handgefertigte LV-Handtasche muss man 550 bis 5500 Euro ausgeben. Jedoch kann sich die Investition lohnen, da eine Designer-Handtasche von Louis Vuitton ihren Wert nicht verliert, wenn sie pfleglich behandelt wird. Beim Weiterverkauf in Second-Hand-Shops können sogar höhere Preise erzielt werden, da die Stückzahl der auf den Markt gebrachten Modelle jeweils begrenzt ist.
Packer am Hof von Napoleon III.


Was in den Louis-Vuitton-Geschäften nicht verkauft wird, geht zurück an den Pariser Hersteller und wird vernichtet. Damit wehrt sich das Unternehmen ebenso wie andere internationale Luxusgüter-Hersteller gegen die Verbreitung zahlloser billiger Imitate seiner exklusiven Produkte. 1987 fusionierte Louis Vuitton Malletier mit dem Spirituosenhersteller Moët Hennessy zum Luxusgüterkonzern LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton S.A. Dieser hält mittlerweile Rechte an 70 Marken aus verschiedenen Wirtschaftszweigen, die weltweit in rund 4600 Geschäften verkauft werden.
Vor 200 Jahren, am 4. August 1821, wurde der Firmengründer Louis Vuitton in Lons-le-Saunier, Region Franche-Comté, geboren. Mit 14 Jahren ging er zu Fuß nach Paris und lernte bei einem Täschner, Reisetruhen und später auch Koffer nach Kundenwunsch zu fertigen. Der talentierte junge Mann wurde oberster Packer der Kutschentruhen am Hof Napoléons III. Dabei erkannte er die Zweckhaftigkeit des Stapelns von Reisegepäcks.
1854 gründete der hochspezialisierte Handwerkskünstler in Paris unter dem Firmennamen Louis Vuitton Malletier (Malletier = Koffermacher) eine eigene Werkstatt und fertigte moderne Reisekoffer aus Leder mit flachen Deckeln. Die Rahmengerüste der Koffer bestanden aus einer Holz-Metall-Konstruktion. Ab 1859 ließ Louis Vuitton seine hochwertigen Koffer in einer Werkstatt in Asnières nordwestlich von Paris von 20 Arbeitern herstellen. Im Jahr 1900 beschäftigte die Firma 100 Mitarbeiter. Bis 1914 stieg die Zahl auf 225 an.
Huldigung an den Japonismus


Von 1877 an verwendete Louis Vuitton anstatt des Leders ein beschichtetes, wasserdichtes und strapazierfähiges Segeltuch für seine Koffer und Reisetaschen, den Vorläufer des beschichteten Canvas aus Hanf oder Leinen. Das Material war leichter und robuster als Leder. Schon damals galten die Fabrikate von Louis Vuitton als Prämiumprodukte und wurden mit Exklusivität und Status ihrer Besitzer assoziiert.


1886 entwickelte Vuitton mit seinem Sohn und Nachfolger Georges Vuitton (1857–1936) ein neuartiges Einzelschlosssystem mit zwei Federverschlüssen, das noch heute in Gebrauch ist. 1896 kreierte George Vuitton das bekannte LV-Muster mit der Bezeichnung Monogram Canvas, bestehend aus stilisierten Blüten, was dem aufblühenden Japonismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts geschuldet war, in Kombination mit dem Monogramm „LV“ als Hommage an den 1892 verstorbenen Vater.


Gedacht war diese Kennzeichnung der eigenen Waren als Maßnahme gegen Nachahmer und Konkurrenten. Mit der Schaffung des Logos entstand ein Kult, der bis heute als Kennzeichen für stilvollen Luxus gilt. Ebenfalls beliebt ist nach wie vor das bereits 1888 von Louis Vuitton eingeführte braunschwarze Karomuster.
Als die sperrigen Überseekoffer, herkömmlichen Taschen und Hutschachteln für lange Schiffsreisen Ende der 1950er Jahre nicht mehr gefragt waren, verlegte sich das Pariser Geschäftshaus Louis Vuitton immer mehr auf die Herstellung von Handtaschen, Geldbeuteln und Brieftaschen aus Leder und Canvas. Bei dem Material Canvas handelt es sich heute um ein vinylbeschichtetes Baumwollgewebe, das widerstandsfähiger als Leder gegen Abrieb und Verschmutzungen ist.


Sehr beliebt in China


Seit den 1960er Jahren zelebriert das Unternehmen die Einführung neuer Handtaschen-Kreationen werbewirksam wie beispielsweise die 1966 auf den Markt gebrachte zylinderförmige Handtasche mit Querformat namens Papillon mit langen Henkeln, ein bis heute sehr begehrtes Modell. Die Marke entwickelte sich zu einem heiß begehrten Statussymbol und wird seit Jahrzehnten weltweit verkauft.


Jährlich präsentiert Louis Vuitton neue Modekollektionen und Handtaschenmodelle. Letztere werden entweder als gänzlich neue Designs oder als Neuinterpretationen ikonischer Modelle konzipiert. In dem inzwischen erweiterten Atelier in Asnières fertigen 170 Mitarbeiter die Handtaschen und Kleinlederwaren noch immer von Hand, darunter auch Sonderanfertigungen für internationale Kunden. Der Luxusgüterkonzern LVMH kann Jahr für Jahr mit guten Umsatz- und Gewinnzahlen aufwarten. In Asien, ohne Japan, wurden 2019 etwa 29 Prozent des Umsatzes erzielt. Nirgendwo auf der Welt sind die Produkte dieser Marke so beliebt wie in China.


Im Internethandel und einigen Second-Hand-Läden werden sogenannte „Preloved“-Markenartikel von Louis Vuitton angeboten. Ebenso wie bei einem Kauf im Urlaub ist dabei jedoch Vorsicht geboten, vor allem wenn die Ware zu auffällig günstigen Preisen angeboten wird. LV-Handtaschen zählen zu den am meisten nachgeahmten Produkten krimineller Fälscherbanden. Hergestellt werden sie in riesigen Fabriken in China, die ihre Aufträge jedoch überwiegend aus Europa erhalten. Manche Imitationen sind nur vom geübten Kennerauge von der teuren Markenware zu unterscheiden.