23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 31-21 vom 06. August 2021 / TV-Kritik / Neuartige Rieslingmücke / Neue große Samstagabend-Show im ZDF – Günther-Jauch-mäßige Quizfragen zu Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-21 vom 06. August 2021

TV-Kritik
Neuartige Rieslingmücke
Neue große Samstagabend-Show im ZDF – Günther-Jauch-mäßige Quizfragen zu Deutschland
Anne Martin

Da muss erst eine Pandemie kommen, damit der Blick sich ändert. Monatelang verharrten die Bürger im unfreiwilligen Stubenarrest, über mehrere Jahreszeiten hinweg war das einzige, was ihnen blieb, der Spaziergang vor der eigenen Haustür. Und siehe da: Feld, Wald und Flur zwischen Kiel und Kaiserslautern entpuppten sich als unbekanntes Abenteuer. 

Das ZDF hat geschaltet und „Das große Deutschland-Quiz – das Spiel für unser Land“ auf die Rampe geschoben – viermal in kurzer Form am Vorabend, am 7. August und 25. September jeweils 150 Minuten lang ab 20.15 Uhr. Und nicht nur das: Wo die öffentlich-rechtlichen Sender über Jahrzehnte zumeist männliche Showmaster mit der großen Abendunterhaltung betrauten, darf jetzt eine Frau ran: WDR-Moderatorin Sabine Heinrich aus Unna. Die 44-Jährige verdiente sich ihre Sporen im Radio, moderiert das feministische Magazin „frau TV“ und war sich nicht zu schade, ihre große Chance über ein Casting zu erobern. 

Carmen Nebel geht, Frau Heinrich kommt – „nur die Frisur ist gleichgeblieben“, scherzt sie passend. Mit robuster Munterkeit führt die Mutter eines fünfjährigen Kindes durch die ersten Ausgaben am Vorabend und wird dabei von prominenten Rategästen unterstützt: Schauspielerin Natalia Wörner vertrat Schwaben, Stephanie Stumph die östlichen Landesteile, der das Plattdeutsche beherrschende Moderator Yared Dibaba den Norden und Uwe Ochsenknecht Hessen.

Jeweils vier Kandidaten traten in den Kurzversionen auf, in den beiden langen Ausgaben werden vier Zweier-Teams um den Sieg wetteifern. Der Gewinn wird jeweils einem guten Zweck gespendet. 

Was die Rechercheure des ZDF über Deutschland herausfinden, ist teils überraschend, teils auf Kita-Niveau. Dass die Weinernte an der Mosel durch die „Rieslingmücke“ erschwert wird oder durch drei Meter hohe Rebstöcke, entlarvten die Rateteams schnell als Finte. Logisch, die Schwierigkeit liegt in den steilen Hängen! Andere Fragen wie die nach der Amtszeit des Bundespräsidenten (fünf Jahre) erinnern an den Schulunterricht, was auch der Moderatorin auffiel: „Gerade ist das hier ein Klassenarbeitsfeeling.“

Eher abrupt sind die Schnitte, mit denen gearbeitet wird, und unbefriedigend, dass manche Quiz-Fragen mit einem filmischen Einspieler aufgelöst werden, andere unkommentiert versanden. Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und nicht in Bayern gibt es die größten Seen, errät Schauspielerin Elena Uhlig richtig. Aber welche Seen das sind, bleibt der Recherchelust der Zuschauer vorbehalten.

Die ersten Kurz-Ausgaben erreichten eine solide Quote von 2,44 Millionen Zuschauern, für die Langversion sollten sich die Redakteure dringend noch mehr ins Zeug legen. Die Form einer Quizsendung ist zwar vorgegeben. Aber wie gefragt und geraten wird – das kann man am besten immer noch bei „Wer wird Millionär“ bei RTL verfolgen, wo die Spannung raffiniert ausgereizt wird und Moderator Günther Jauch subtilere mimische Varianten parat hält als eine freundliche Optik und ein einnehmendes Lächeln.