24.04.2024

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Folge 31-21 vom 06. August 2021 / Otto Lilienthal / Anklams großer Flugpionier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-21 vom 06. August 2021

Otto Lilienthal
Anklams großer Flugpionier
Manuel Ruoff

Der am 23. Mai 1848 im pommerschen Anklam geborene spätere Flugpionier Otto Lilienthal verlor früh seinen Vater und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Mutter ermöglichte ihm jedoch den Besuch des Gymnasiums bis zur mittleren Reife. Früh zeigte sich bei dem Pommern eine Begabung für Sport, Kunst und Technik. 

Letztere bestimmte seine Berufswahl. Einem Maschinenbaustudium folgte erst eine Tätigkeit als abhängig Beschäftigter und dann die Selbstständigkeit. 1881 eröffnete er eine eigene Werkstätte. Wenige Jahre später war er ein erfolgreicher Fabrikant.

Ermöglicht wurde diese Karriere durch seine diversen Erfindungen und Entwicklungen. Eine Schrämmaschine zur Erleichterung des Kohleabbaus gehörte ebenso dazu wie sein Schlangenrohr-Dampfkessel. 

Lilienthal hatte ein starkes soziales Bewusstsein und beteiligte seine bis zu 60 Mitarbeiter am Gewinn. Er nutzte seinen Erfolg aber auch, sich seiner Leidenschaft zu widmen, der Entwicklung von Flugapparaten, „schwerer als Luft“. Lilienthals Erfolg auf diesem Gebiet lag möglicherweise in seiner Mischung aus Theorie und Praxis, aus wissenschaftlichem Denken und Experimentieren begründet. Er selbst formulierte es 1886 in einem Vortrag wie folgt: Es gäbe nichts Verkehrteres, als auf Grund theoretischer Arbeiten sogleich eine Flugmaschine fix und fertig bauen zu wollen. Beim Herumraten und planlosen Probieren komme für die Fliegekunst überhaupt nichts heraus. Der Übergang müsse vielmehr planvoll und schrittweise erfolgen. 

Auf diese Weise entwickelte und baute Lilienthal mindestens 21 Flugapparate. Seinen sogenannten Normalsegelapparat baute Lilienthal sogar in Serie. Dieses 1893 von ihm entwickelte Gleitflugzeug ist das erste für den Markt serienmäßig produzierte und kommerziell vertriebene Flugzeug der Welt. Ab 1894 bot die Maschinenfabrik Otto Lilienthal es für 500 Mark zum Kauf an.

Ständig versuchte Lilienthal, seine Flugapparate zu verbessern. Dabei war er sein eigener Testpilot. Bei einem dieser Testflüge verunglückte Lilienthal schwer. Unmittelbar nach seinem Absturz vom 9. August 1896 soll er gesagt haben: „Ist nicht so schlimm, kann mal vorkommen. Ich muss mich etwas ausruhen, dann machen wir weiter.“ Einen Tag später war er tot.