Die Begeisterung für die Ostseebäder des nördlichen Ostpreußen hält an. Die Höchsttemperaturen liegen seit Langem bei 34 Grad Celsius. Deshalb hat sich das Wasser in Küstennähe auf 24 Grad erwärmt, was weit über dem Durchschnitt für diese Jahreszeit liegt. Das Schwimmen in den Gewässern der Ostsee birgt jedoch Gefahren. Für viele ist es zu einer tödlichen Falle geworden. Die sogenannte Rip, auch Brandungsrückströmung, stellt eine fast unsichtbare Gefahr für jeden dar, der ins Wasser geht.
In den vergangenen Wochen wurden an den Stränden von Cranz, Pillau und anderen beliebten Badeorten fast täglich Ertrunkene aus dem Wasser gezogen, die den tückischen Strömungen zum Opfer gefallen waren. Und die Zahl derer, die gerettet werden konnten, geht in die Hunderte. Allein an einem Wochenende ertranken fünf Männer wegen einer peitschenden Strömung in der Ostsee. An vielen Stränden wurden Warnflaggen in roter oder schwarzer Farbe angebracht. Während die Bewohner des Königsberger Gebiets solche Gefahren kennen, stürzen sich Besucher aus anderen Regionen der Russischen Föderation ahnungslos in den Abgrund. Infolgedessen sind unter den Toten fast nur Touristen zu finden. Die häufigsten Tragödien ereigneten sich an den Stränden von Cranz, Rauschen, Neukuhren und Pillau.
Es hat auch mehrere bedauerliche Fälle gegeben, in denen Menschen bei dem Versuch, Ertrinkende zu retten, selbst ihr Leben verloren haben. In Weischkitten rettete ein Mann seinen 15-jährigen Sohn aus den Fluten, schaffte es aber nicht mehr, selbst ans Ufer zu gelangen. Ein Mann wurde an einem Strand in Strobjehnen von der Strömung mitgerissen, als er versuchte, seinen kleinen Sohn und zwei Neffen aus dem Wasser zu ziehen. In Cranz versuchte ein Mann zusammen mit anderen Urlaubern, ein Mädchen zu retten, wurde dabei aber von der Strömung ins Meer gerissen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich keine Bademeister mehr am Strand, da sie bereits Feierabend hatten.
Gouverneur erwägt Strafen
Der rasante Anstieg der Unfallzahlen an Wasser war Diskussionsthema bei einer außerdordentlichen Sitzung der Regionalregierung. Gouverneur Anton Alichanow sprach sich für eine Verlängerung der Arbeitszeiten der Rettungsschwimmer aus und schlug vor, Geldstrafen für Urlauber zu erwägen, welche die Warnschilder und Gefahrenhinweise beim Baden ignorieren.
Brandungsrückströmungen sind seit vielen Jahren die Hauptursache für Todesfälle in Freizeitgewässern. Warum treten sie so häufig und unerwartet vor der Küste des Königsberger Gebiets auf?
Da der sandige Meeresboden seine Topografie ständig verändert, fließt das Gezeitenwasser mit unterschiedlicher Geschwindigkeit zurück ins Meer. Solche Strömungen können überall an der Ostseeküste unerwartet auftreten. Eine starke Welle reißt dann eine Person einfach mit, wenn sie auf das Meer hinaus oder am Ufer entlang schwimmt und es nicht mehr rechtzeitig zurück ans Ufer schafft. Selbst erfahrene und professionelle Schwimmer haben mit der Strömung zu kämpfen. Der Versuch, gegen die Strömung zum Ufer zurückzuschwimmen, ist sinnlos. Es besteht die Gefahr, ins Wasser gezogen zu werden, selbst wenn man nur hüfttief im Wasser steht und keine Wellen im Wasser zu sehen sind.
Richtiges Verhalten im Ernstfall
Die einzig richtige Verhaltenstaktik im Ernstfall ist die Bewegung parallel zum Ufer. So kann man schnell aus der Strömung herauskommen, sofern sie nicht mehr als fünf Meter breit ist. Wenn ihre Breite jedoch mehr als zehn Meter beträgt, haben oft selbst geübte Schwimmer nicht genügend Kraft, um aus der Stromlinie herauszukommen. Die beste Prävention ist immer noch, auf die offiziellen Warnflaggen zu achten.