Die Städte Masurens, meist auf den Wällen einer alten Pruzzenburg erbaut oder im schützenden Bereich eines Ordenshauses, sind die Schwerpunkte der Kolonisation oder als strategische Punkte des Verteidigungssystems entstanden. Fast alle haben sie vor ihren Toren die blauen Wasser eines Sees oder die grüne Wildnis der weiten Wälder, und so ist in ihren Mauern neben der Fischerei auch die Holzbearbeitung ein beträchtliches Gewerbe. So unterschiedlich in den Größenverhältnissen, so sehr gleichen sich die masurischen Städte in der äußeren Anlage.
Das Schloss der Ordensherren war ihr Kern. Es war der Ausgangspunkt, die Urzelle. Der große, weite Marktplatz, geräumig genug, um im Kriegsfall der Bevölkerung des umliegenden offenen Landes mit Vieh und Gerät noch Zuflucht zu gewähren, lag nie allzuweit ab davon. In Friedenstagen war er der Austauschplatz für die Erzeugnisse handwerklicher Geschäftigkeit und landwirtschaftlichen Fleißes. Um ihn herum waren die Giebelhäuser der Bürger und Ackerbürger gebaut, oft mit Laubenumgängen miteinander verbunden. In der Mitte erhob sich das Rathaus. Von ihm aus, wie von der Ordensburg, nahmen Recht und Freiheit ihren Weg, Sicherheit und Wohlstand. Die Stadtmauer, Wall und Graben, die Türme und Tore schützten die Bewohner.
Aus: „Masuren“, Arbeitsheft der Landsmannschaft Ostpreußen