20.04.2024

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Folge 32-21 vom 13. August 2021 / Arbeitsbriefe / Von der Entstehung der Nehrung / Die Landsmannschaft Ostpreußen birgt in ihrer Mediathek viele Schätze, so auch zur Frischen Nehrung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-21 vom 13. August 2021

Arbeitsbriefe
Von der Entstehung der Nehrung
Die Landsmannschaft Ostpreußen birgt in ihrer Mediathek viele Schätze, so auch zur Frischen Nehrung
Edward Carstenn

Die Landsmannschaft Ostpreußen (LO) hat eine umfangreiche Mediathek mit zahlreichen Arbeitsbriefen. Ein kleiner Ausschnitt aus Edward Carstenns Text wird hier leicht verändert wiedergegeben:

Wie einst auf schnellen Seglern von Norden her Vandalen, Burgunder, Rugier und Goten der Danziger Bucht zustrebten, wie einst die Lübecker ihre Kriegs- und Handelskoggen hierher lenkten, so ließ später der Reeder seine Segel- und Dampfschiffe in die Danziger Bucht laufen zu den beiden Einfallstoren ins Preußenland: Weichselmünde-Danzig im Westen und Pillau-Königsberg im Osten. 

Zwischen beiden dehnt sich die sandreiche Frische Nehrung, eine langgestreckte, schmale Insel, seit alters her der natürliche Schutzwall für die Häfen Danzig, Elbing, Braunsberg und Königsberg. Wechselvoll gestaltete sich das Schicksal dieses Dünenwalls im Laufe der Jahrhunderte. Der Ostsee Wellen, des Weichselstromes Gewalt, der Stürme Wehen, sie zausten und zausen an ihr, zerstörten hier und bauten dort neu auf in ewigem Kampf. Land ringt mit Wasser um den Besitz. Und der kleine Mensch maßt sich an, diesen Kampf als Führer zu meistern. 

Es mag jetzt gut fünftausend Jahre her sein, dass die Schlammassen der Weichsel von Süden gegen die preußische Höhe brandeten, sie durchbrachen und sich nordwärts in die weite Ostseebucht ergossen zwischen dem Samland im Osten und der Oxhöfter Kämpe im Westen. Die Gletscher vom Norden hatten der Weichsel diesen Raum freigegeben. 

Damals wurde die Frische Nehrung geboren. Wo der Küstenstrom der Ostsee sich mit den Weichselfluten kreuzte, blieb der Schlick des Stromes liegen und wuchs bald empor zu kleinen Inseln bis zum Wasserspiegel. Die Wellen der Ostsee schlugen dagegen, warfen Sand und Steine darauf, ihr Küstenstrom verlagerte den feinen Baustoff nach Osten hin. An breitere Inselteile schlossen sich schmale an. Wind und Sturm ergriffen den Sand und türmten ihn auf zu Dünen gegen die abgetrennte Bucht, das Frische Haff. Dieses wurde zum Auslaufbecken der Weichsel. Deren Strom staut sich hier bei Hochwasser, stürzt gewaltig durch die schmalen Gänge zwischen den Inseln in die See, reißt fort, was der Küstenstrom zutrug, und vertieft die Engen zur willkommenen Fahrstraße für den See­mann. Der Weichselschlick legt sich nieder, langsam bauend Jahr um Jahr, Schicht auf Schicht, bis die Südwestbucht des Haffes zugebaut ist, das Land zur Wasser­fläche emporsteigt; Land, durchzogen von zahllosen, tiefen Rinnen der Deltaarme. In Jahrhunderten hebt sich langsam die Küste, mit ihr das neue Schwemmland, dann senkt sie sich wieder und gibt dem Wasser Raum, ein Auf und Ab, als atme die Erde. Die Inseln wachsen zusammen und lassen nur wenig Auslässe für die Weichselfluten, die Nehrung taucht ein und neue Tiefs entstehen zwischen den hohen Dünen. 

Als atme die Erde

Im Sturm leckt die See bis an die Kronen der Sandberge, im Frühjahr türmt die Weichsel ihre Eisschollen hoch, dahinter steigt das Wasser und drückt gegen die Nehrung. Von beiden Seiten stürmt es gegen das schmale Land und reißt Löcher in den Dünenwall, hinweg über hoffnungsvolle Siedlungen des arbeiten­den Menschen, hinweg über Wald, Moor und Schilf, die glaubten, festen Fuß für immer gefasst zu haben. Der täglich blasende Wind, der rasende Sturm tragen Sandkorn um Sandkorn durch die Luft. Und staunend betrachten die Wanderer am Seestrande den freigelegten Friedhof von längst verschollenem Leben. Unter der Wanderdüne, in Jahrhunderten Pflanzen und Wohnungen der Menschen überrollt, liegt der Ordenshof Vogelsang; im Jahre 1825 verschlang sie die Kirche zu Neukrug, und nur mühevoll konnten Narmeln und Vöglers vor ihr gerettet werden. 

Nicht ruht der Mensch im Kampf mit der Natur. Er will sie meistern. Wagemutig fährt er von den hohen Elbinger und Danziger Bergen über das Haff zu den Inseln. Dort stellt er Netze in die reichen Fischgründe, dörrt oder räuchert den Fang, sammelt den Bernstein, bearbeitet ihn und häuft ihn auf für die Händler, die bei ihm nach langer Fahrt über das Meer zur ersten Rast sich schicken. Selbst dem Sande verlieh er Wert. 

Ihn sucht die Hausfrau zum Scheuern, seiner bedurfte der Gelehrte und der Kaufmann, der Ratsschreiber und Kanzlist neben dem Tintenfass. Gern nahm der fremde Seemann den feinkörnigen Nehrungssand als Ballast mit nach Haus, wenn nicht ertragreichere Ware den Bauch seines Schiffes ganz ausfüllte. 

Den vollständigen Text zur Frischen Nehrung und Arbeitsbriefe zu vielen anderen Themen finden Sie in der Mediathek der LO unter Internet: www.ostpreussen.de/lo/mediathek