29.03.2024

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Folge 32-21 vom 13. August 2021 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-21 vom 13. August 2021

Für Sie gelesen

Wenig bekannte Orte

Die Idee, Aufmerksamkeit für wenig bekannte oder nahezu unbekannte Orte mit einer besonderen Vergangenheit zu wecken, ist nicht neu. Für eine TV-Fernsehserie („Geheimnisvolle Orte“) hat sie sich bewährt, aber auf literarischem Gebiet ist die Umsetzung ein Novum. 

Kleine Abenteuer unterwegs

Mit enormem Aufwand forschte die Geographin und Journalistin Pia Volk für ihr Buch „Deutschlands schrägste Orte. Ein Fremdenführer für Einheimische“ nach solchen speziellen Örtlichkeiten. Die Tipps für ihr Buchprojekt hatte die reiselustige Autorin von Freunden und Bekannten erhalten und sich daraufhin zu den vielversprechendsten Zielen auf den Weg gemacht, als sich im Sommer 2020 aufgrund der entspannten Corona-Lage die Möglichkeit dazu bot. Dabei erlebte sie kleine Abenteuer und erfuhr von freundlichen, kundigen Mitmenschen spannende Geschichten, die ihr bei einer ausschließlich im virtuellen Raum stattfindenden Recherche entgangen wären. So entstanden anschauliche Berichte über insgesamt 54 sehr unterschiedliche geographische und historische Kuriositäten. Die Auswahl erfolgte unter anderem nach dem Kriterium einer ausgewogenen Verteilung innerhalb Deutschlands.  

Die Besonderheit der „obskuren“ Sieben Steinhäuser in der Lüneburger Heide, Grabstätten aus der Jungsteinzeit, besteht vor allem darin, dass sie sich mitten auf dem Truppenübungsplatz Bergen befinden und man sich am Eingang anmelden und ausweisen muss. Schwarzenberg im Westerzgebirge war nach Kriegsende sechs Wochen lang ein „Gebiet zwischen zwei Fronten“. Es bildete sich die Legende von einem machtpolitischen Vakuum. Äußerlich erinnert heute nichts daran, weshalb die Empfehlung an wen auch immer, diese Stadt aufzusuchen, hier eigentlich keinen Sinn macht. 

Eiche mit eigener Postleitzahl

Andere Orte wie eine alte Eiche mit eigener Postleitzahl, der Überrest eines alten Treidelpfades am Neckar oder die Reste von Stollen alter Bergwerke sind reale Zeugnisse früherer menschlicher Aktivitäten, die in Augenschein zu nehmen sich allein schon wegen der naturräumlichen Umgebung lohnen dürfte. Unter anderen Vorzeichen gilt dies auch für das Deutsche Zusatzstoffmuseum auf dem Gelände des Hamburger Großmarkts, wo Zusatzstoffe, die in Fertiggerichten stecken, in ihrer chemischen Urform betrachtet werden können. Darüber hinaus bereitet das Lesen all dieser Geschichten viel Vergnügen. 

Schade nur, dass der Verlag davon abgesehen hat, die einzelnen Kapitel mit Fotos auszustatten. Auch wäre eine Deutschlandkarte sinnvoll als Ergänzung zu den jedes Mal angegebenen geographischen Koordinaten gewesen. Für alle, die mehr wissen wollen, gibt es eine Literaturliste. 

Dagmar Jestrzemski

Pia Volk: „Deutschlands schrägste Orte. Ein Fremdenführer für Einheimische“, Verlag C.H. Beck, München 2021, gebunden, 249 Seiten, 20 Euro