25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 33-21 vom 20. August 2021 / Die Niederlage / Kabuls Fall ist ein Schlag ins Gesicht der deutschen Politik / Berlin hat auf ganzer Linie versagt: Das afghanische Desaster lässt tiefblickende Schlüsse auf die politische Elite der Bundesrepublik zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-21 vom 20. August 2021

Die Niederlage
Kabuls Fall ist ein Schlag ins Gesicht der deutschen Politik
Berlin hat auf ganzer Linie versagt: Das afghanische Desaster lässt tiefblickende Schlüsse auf die politische Elite der Bundesrepublik zu
Hans Heckel

Auch Deutschland hat am Hindukusch einen Krieg verloren. Afghanistan ist eine militärische und politische Katastrophe auf ganzer Linie. Die Versuche, dem Schrecken nachträglich doch noch einen Sinn zu geben, entspringen einer Mischung aus Hilflosigkeit und Heuchelei.

Am vergangenen Wochenende, als auch Kabul von der radikal-islamischen Finsternis verschlungen wurde, blieb eine Akteurin zunächst verblüffend unsichtbar: Angela Merkel. Die Kanzlerin ließ sich nicht sehen, äußerte sich erst am Montag. Zuerst selbst dann nicht vor ihrem Volk, dem auch die 59 gefallenen Bundeswehrsoldaten angehörten, sondern im CDU-Präsidium, vor ihren Parteifunktionären. Dort redete sie davon, dass es nun gelte, vor allem die afghanischen Mitarbeiter der Bundeswehr und anderer deutscher Institutionen zu retten. Das sagte sie am Montag, als bis auf den Flughafen die ganze afghanische Hauptstadt längst in der Hand eines bestialischen Feindes lag.

In ihrer „Willkommenskultur“ öffnete die Kanzlerin 2015  jedem, der hereinwollte, die deutschen Grenzen. Sie begründete dies mit „unserer Verantwortung“, und jeder, der diese Grenzöffnung kritisierte, geriet schnell in die ultrarechte Ecke. Nun aber, da die Verantwortung Deutschlands für mehrere Tausend vom Tode bedrohte afghanische Ortskräfte und für deren Familien für niemanden von der Hand zu weisen ist, hat sich die Bundesregierung offenbar über Monate Zeit gelassen. Warnungen der deutschen Botschaft in Kabul, die eine baldige, rechtzeitige Evakuierung nahelegten, prallten an Heiko Maas’ Auswärtigem Amt ab, und auch das Kanzleramt schien sich kaum für das Schicksal jener Afghanen zu interessieren.

Dieses tödliche Versäumnis schrillt in den hohen Ton der Moral hinein, mit dem die Kanzlerin und ihre Anhänger 2015 ihre „Willkommenskultur“ gegen Kritik abgedichtet hatten. Merkels Verunsicherung erscheint da durchaus erklärlich.

Washingtons Horror-Prognose

Die Führungsmacht USA steht nicht minder blamiert da. US-Präsident Joe Biden hatte den „bedingungslosen“ Abzug seiner Truppen bereits im April angekündigt. Am Dienstag vor dem Zusammenbruch, am 10. August, platzte dann die Nachricht in die Welt, dass US-Geheimdienste der afghanischen Regierung nur noch 30 bis 90 Tage gäben, bis die Taliban sie hinweggefegt haben dürften.

Am folgenden Sonntag gab sich die westliche Welt dann komplett überrascht, wie schnell die afghanische Armee kollabiert ist. Dabei liegt der Zusammenhang nahe: Mit der Äußerung seiner Geheimdienste hat Washington allen Soldaten, Polizisten und anderen afghanischen Staatsdienern eine Art Todesfrist gesetzt. Sie konnten nun wählen, ob sie bis zum (von den USA quasi offiziell für unausweichlich erklärten) blutigen Ende für eine hoffnungslose Regierung kämpfen oder ob sie so schnell wie möglich zu den Taliban überlaufen, abtauchen oder das Weite suchen sollten. Ab jetzt ging alles rasend schnell, die Provinzhauptstädte fielen im Stundentakt.

Berlins hilflose Reaktion auf das Inferno von Kabul zeugt auch von der ideologischen Abgehobenheit und Realitätsferne der deutschen Politik. Als Deutschland und der gesamte Westen längst dabei waren, diesen Krieg folgenschwer zu verlieren, arbeitete sich die politische Elite des Landes an Themen wie Gender, Geschlechterparität in Parlamenten oder ähnlichem Firlefanz ab. Die größte Bedrohung für das Land schien von Kritikern der Corona-Maßnahmen auszugehen, welche in Berlin mit erschreckender Härte von der Polizei auseinandergejagt wurden – propagandistisch reflexhaft eingebaut in den „Kampf gegen Rechts“.

Die Apokalypse von Kabul, die dem fernen Beobachter das Blut in den Adern gefrieren lässt, holt die abgehobene, selbstverliebte und in eitler Borniertheit verfangene politische Elite auf den harten Boden der Wirklichkeit zurück. Ob die Verantwortlichen daraus allerdings die richtigen Schlüsse ziehen, muss bezweifelt werden.