29.03.2024

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Folge 33-21 vom 20. August 2021 / Afghanistan / Das verheerende Scheitern einer Mission / Nach 20 Jahren internationalem „Kampf gegen den Terror“ fällt die Bilanz ernüchternd aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-21 vom 20. August 2021

Afghanistan
Das verheerende Scheitern einer Mission
Nach 20 Jahren internationalem „Kampf gegen den Terror“ fällt die Bilanz ernüchternd aus
Bodo Bost

Zwanzig Jahre waren westliche Streitkräfte in Afghanistan, um nach dem 11. September 2001 das Land aus der Rolle eines sicheren Rückzugsorts der islamischen Terroristen zu befreien. 20 Jahre lang hat der Westen mehrere Billionen Dollar Aufbauhilfe in das Land investiert, mehrmals wurden demokratische Wahlen abgehalten, um das Land aus der islamischen Steinzeit herauszuholen. Aber nur acht Wochen nach dem Abzug der letzten NATO-Soldaten ist dies alles wie ein Kartenhaus zusammengefallen, obwohl neben der zivilen Aufbauhilfe auch eine Armee von 300.000 Mann aufgestellt und ausgebildet worden war. 

Schulen, Krankenhäuser, Flughäfen, Ministerien, mit die modernsten ganz Asiens, dies alles fällt jetzt als Prämie den nur 80.000 Taliban mit in die Hände. Wie in Mossul, wo nur wenige Hundert IS-Kämpfer eine Armee von Zehntausenden überwältigt hatten, konnten die Taliban auf ihren Motorrädern die Panzer der Armee überwältigen, weil die Armee, wie in Mossul, gar nicht kämpfen wollte. 

300.000 Afghanen ausgebildet

Präsident Biden hat in seiner naiven Betrachtung des Untergangs, dieser Verweigerungshaltung der Armee nicht kämpfen zu wollen, die Verantwortung für den Untergang des westlichen Afghanistan zugeschrieben. Alle etablierten islamischen Staaten tun sich schwer, gegen vorgebliche Gotteskrieger zu kämpfen, sogar Erdoğan wollte nicht gegen den IS kämpfen. Allein die muslimischen Kurden, die noch gar keinen Staat haben, unterstützen allein in der Hoffnung, diesen Staat zu bekommen, den westlichen Kampf gegen die islamischen Terrorkrieger. Das ist diesem Volk dennoch hoch anzurechnen. Ohne sie hätte der IS heute noch die Oberhoheit über weite Teile „islamischen“ Territoriums in Syrien und dem Irak. Dass die afghanische Armee nicht kämpfen wollte, hätte man allerdings schon an den vielen Anschlägen von Armeeangehörigen gegenüber westlichen Soldaten ablesen können.

Die Mär von den geläuterten Taliban

Die Taliban hatten offenbar schon sehr früh ihre Anhänger in die Armee eingeschleust, zuletzt wurde auch klar, dass von den 300.000 Soldaten der Armee die Hälfte etwa nur auf dem Papier existierte, um die Zuwendungen für sie von den USA zu bekommen. Und dies alles sollen westliche Geheimdienste, die sich in Afghanistan tummelten, wie sonst nirgendwo auf der Welt, nicht mitbekommen haben? 

Noch am Tag des Untergangs vertraten viele westliche Kommentatoren die Meinung, die heutigen Taliban hätten sich geändert gegenüber den Taliban von 1996, die das Land bereits einmal in die Steinzeit zurückbugsiert hatten. Die Religionskrieger seien nicht mehr dieselben wie die damaligen, die Frauen aus dem öffentlichen Leben, Mädchen aus Schulen und die Musik aus den Häusern verbannten. 

Klüger sind sie vielleicht geworden, das zeigt ihr rasanter Siegeszug von nur zwei Monaten an allen Fronten. Seltsam nur, dass fast alle aus der Region stammenden Kommentatoren diese Meinung nicht teilen. Am Islam und der Scharia, der Grundlage ihrer Herrschaft, werden die Taliban nichts ändern, auch die Al-Kaida genießt weiterhin in dem Land Gastrecht, obwohl die USA deren Chef vor zehn Jahren im benachbarten 

Pakistan neutralisierten und nicht in Afghanistan.

Am schlimmsten sind die Perspektiven jetzt für die schiitische Minderheit der Hazara im Zentrum Afghanistans, die zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht. Die Hazara sind die Todfeinde der sunnitischen Taliban. Hier kämpfen wirklich noch ganze Selbstschutzeinheiten gegen die Taliban, allerdings auf verlorenem Posten. Auch für die Frauen und Mädchen Afghanistans bedeutet der Sieg der Taliban eine schlimme Nachricht. 

Wie die somalische Muslimin Ayaan Hirsi Ali, die den Rückfall Somalias in die Islam-Steinzeit am eigenen Leibe erfahren hatte, in ihrem neuesten Buch beschrieben hat, das den Titel „Beute“ trägt, sind die Frauen und Mädchen Afghanistans jetzt die Beute der 80.000 Taliban-Kämpfer. Wie die Selbstmord-Attentäter im Jenseits mit Jungfrauen (Huris) belohnt werden, so werden jetzt die Kämpfer der Taliban im Diesseits schon mit Jungfrauen belohnt. 

Die Jungfrauentests und Zwangsehen werden nun in Afghanistan Hochkonjunktur haben. Dazu kommt noch, dass das Land in den letzten Monaten auch Corona-Hotspot war.