29.03.2024

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Folge 33-21 vom 20. August 2021 / Kommentar / Der Schatten von 1971

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-21 vom 20. August 2021

Kommentar
Der Schatten von 1971

Das Ende kam mit einer Lüge. Am 15. August 1971 gab US-Präsident Richard Nixon bekannt, dass die Goldbindung des Dollar aufgehoben werde, um die US-Währung vor dem zerstörerischen Angriff von Spekulanten zu schützen. Damit war das Weltwährungssystem von Bretton Woods abgeschafft. Das 1944 vereinbarte System band jede beteiligte Währung an den Dollar, der wiederum über einen festen Kurs von 35 Dollar je Feinunze jederzeit von den USA in Gold umgetauscht wurde.

Doch nicht Spekulanten ruinierten das System. Um den Vietnamkrieg zu finanzieren, druckten die USA viel zu viel Geld. Der Flucht aus der Goldverankerung folgten drei historische Phasen der Währungsgestaltung. Die 1970er Jahre waren von hohen Inflationsraten geprägt. In Phase zwei hoben dann die großen Notenbanken Anfang der 80er Jahre die Leitzinsen in gewaltige Höhen. Das sorgte zwar für eine harte Wirtschaftskrise, stabilisierte aber das Geld.

Dann folgte die Phase des „politischen“ Geldes. US-Notenbankchef Alan Greenspan hielt ab Ende der 80er Jahre die Zinsen künstlich niedrig, um die Wirtschaft anzukurbeln. In Europa wurde aus rein politischen Gründen 1999 eine Einheitswährung über völlig unterschiedliche Währungskulturen gestülpt. Damit wurden schwächere EU-Staaten der Möglichkeit beraubt, ihre Wettbewerbsfähigkeit per Währungsabwertung zu stabilisieren. Heute kann das Euro-Konstrukt nur noch mit gigantischen Hilfszahlungen der stärkeren an die schwächeren Länder und per realem Negativzins aufrecht erhalten werden. So rundet sich das Verhängnis, das 1971 seinen Anfang nahm.

Jetzt springt, wie nach 1971, die Inflation wieder an. Der Ausweg, sie durch massive Zinsanhebung zu stoppen – wie Anfang der 1980er – aber ist insbesondere in Europa verbaut. Schon moderate Erhöhungen würden Staaten wie Italien in den Bankrott treiben. Somit könnte mit 50-jähriger Verspätung eintreten, was Pessismisten schon für die Zeit nach 1971 prognostizierten: die Zerstörung des Währungssystems mit unabsehbaren Folgen für die Wirtschaft und vor allem für die Sparer. Hans Heckel