24.04.2024

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Folge 34-21 vom 27. August 2021 / VW 1500/1600 / Als der „Käfer“-Hersteller in die Mittelklasse vorstieß / Vor 70 Jahren präsentierte Volkswagen auf der 40. IAA den insgesamt über zweieinhalb Millionen Mal gebauten Typ 3

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-21 vom 27. August 2021

VW 1500/1600
Als der „Käfer“-Hersteller in die Mittelklasse vorstieß
Vor 70 Jahren präsentierte Volkswagen auf der 40. IAA den insgesamt über zweieinhalb Millionen Mal gebauten Typ 3
Manuel Ruoff

Für die Massenmotorisierung der Westdeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg steht vor allem der „Käfer“. Diesem Typ 1 des Volkswagenwerkes folgte 1950 der Typ 2, der als Kleinbus sowie Kasten- und Pritschenwagen angebotene „Bulli“. Nicht zuletzt mit ihm erfolgte in der Bundesrepublik die Motorisierung von Handel und Gewerbe. Das auch durch ihn ermöglichte sogenannte Wirtschaftswunder brachte nicht nur viele Westdeutsche hervor, die sich nun einen „Käfer“ leisten konnten, sondern zunehmend auch traditionelle „Käfer“-Fahrer, bei denen es mittlerweile für mehr reichte. Um diese Aufsteiger nicht an andere Marken zu verlieren, brachte das Volkswagenwerk vor 70 Jahren einen Personenwagen oberhalb des Typs 1 auf den Markt, den Typ 3, den VW 1500.

Je ein Kofferraum vorne und hinten

Das Konzept der Neukonstriktion entsprach weitgehend dem des Typ 1. Wie jener war der VW 1500Typ 3 ein Zweitürer mit einem luftgekühlten, im Heck sitzenden Boxermotor, der die Hinterräder antrieb. Auch war die Karosserie wie beim „Käfer“ nicht selbsttragend – allerdings etwas konventioneller als beim kugeligen „Käfer“. Das Standardmodell war eine Stufenhecklimousine mit Pontonkarosserie.

Das Aufsteigermodell war nicht nur größer und teurer als der „Käfer“, sondern auch besser motorisiert. Der VW 1500 besaß, wie der Name bereits vermuten lässt, eine 1,5-Liter-Maschine, welche eine Höchstgeschwindigkeit von 125 Kilometern pro Stunde ermöglichte. Der 45 PS leistende sogenannte Flachmotor ließ es zu, dass das Fahrzeug nicht nur wie der „Käfer“ unter der Fronthaube einen Kofferraum hatte, sondern auch zusätzlichen Stauraum hinten zwischen der Heckklappe und der Motorabdeckung. Zudem erlaubte der Flachmotor, von dem Fahrzeug auch eine Kombiversion anzubieten. Es ist die Geburt des „Variant“.

Vor 70 Jahren wurde das Fahrzeug zusammen mit dem auf dem VW 1500 basierenden Sportwagen VW Karmann Ghia 1500, dem VW Typ 34, auf der 40. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe Seite 11). Am 7. September 1961 begann die Auslieferung an die VW-Handelsorganisation. Zwei Jahre später wurde eine S(pezial)-Version mit zusätzlichem Chrom und neun PS mehr nachgeschoben.

1965 kam die „Traurige Lösung“

So erfolgreich der VW 1500 war, so erfolglos der VW 1600 TL. Die 1965 vorgestellte Variante des Typ 3 war oberhalb des VW 1500 angesiedelt. Sie hatte nicht nur einen rund hundert Kubikzentimeter größeren Motor, sondern auch eine Schrägheck- statt der Stufenheckkarosserie. VW verteidigte die Schräghecklösung zwar damit, dass die Form des erfolgreichen „Käfer“ aufgegriffen worden sei und der hintere Kofferraum mehr Platz biete als die Stufenhecklsöung. Das Schrägheck kam aber bei dem einen Mittelklassewagen im klassischen Drei-Box-Design suchenden konservativeren Publikum gar nicht gut an. Von Kritikern wurde das „TL“ in „VW 1600 TL“, das eigentlich für „Touren-Limousine“ stand, als Abkürzung für „Traurige Lösung“ oder „Traurige Linie“ interpretiert. Als Konsequenz bot das Volkswagenwerk die neue 1,6-Liter-Maschine ab 1966 wahlweise auch mit der Stufenheckkarosserie an.

1969 folgte der „Langschnauzer“

1969 wurden die Karosserien von Stufenheck- und Schräghecklimousine sowie Kombi überarbeitet. Das Ergebnis war ein kantigerer, weniger filigraner Typ 3. Die Stoßstangen wurden breiter und eckiger, die Frontblinker und Heckleuchten größer. Vor allem wurde der vordere Kofferraum vergrößert. Als sogenannter Langschnauzer wurde der Typ 3 noch bis 1973 gebaut. Insgesamt wurden von dem Mittelklassewagen, mit dem das Volkswagenwerk seine Modellpalette erfolgreich nach oben erweiterte, über zweieinhalb Millionen Stück gebaut, davon mit gut 1,2 Millionen Kombis fast die Hälfte in der auch heute noch beim VW Passat ziemlich erfolgreichen Variant-Variante.