Als das Museum für Stadtgeschichte in Tilsit 2019 eine Ausstellung über die Königin-Luise-Brücke organisiert hatte, gehörte der Berliner Gerhard Seidemann, ein langjähriger Bewunderer des Museums, zu den Besuchern. Da er sich intensiv mit Königin Luise befasst, hatte er dem Museum bereits einige Bücher über die beliebte Preußin vermacht und versprach nun Museumsdirektorin Natalja Michnowitsch, sich auf die Suche nach den Originalplänen für den Brückenbau zu begeben.
Bei seinen Recherchen stieß Seidemann auf die „Zeitschrift für Bauwesen“, 1909/Jahrgang LIX Blatt 12, 13, 14, 15, die im Berliner Fachverlag Wilhelm Ernst und Sohn erschienen war. Herausgegeben wurde die Zeitschrift zwischen 1851 und 1920 vom Preußischen Finanzministerium. Seidemann besorgte Kopien und ließ sie der Museumsdirektorin Michnowitsch zukommen. Diese freut sich darüber, auf 16 Blättern die Konstruktionsunterlagen, auf deren Grundlage der Brückenbau in den Jahren 1904 bis 1907 erfolgte, in Händen halten zu können. Die Kopien zeigen die vollständige technische Dokumentation des Baus und der Funktion der Brücke. Detailgenau sind Ziegel, Böden, Fundamente, Oberlichter und dekorative Elemente in den Bauplänen verzeichnet.
Michnowitsch lobt, dass die Dokumentation mit deutscher Akribie erstellt wurde, sodass sie eine große Hilfe bei der geplanten Renovierung der Königin-Luise-Brücke sein könnte, die erfolgen soll, sobald der neue Grenzübergang Paskallen [Dubki]/Rombinus zwischen der Russischen Föderation und der Republik Litauen in Betrieb genommen wurde.
Die vollständige Dokumentation soll im Herbst dieses Jahres in der Museumshalle ausgestellt werden.