25.04.2024

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Folge 37-21 vom 17. September 2021 / Energiewende / Tankstellen müssen ab Oktober für E-Autos werben / Beim Tanken werden Kunden mit hinkenden Verbrauchskostenvergleichen konfrontiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-21 vom 17. September 2021

Energiewende
Tankstellen müssen ab Oktober für E-Autos werben
Beim Tanken werden Kunden mit hinkenden Verbrauchskostenvergleichen konfrontiert
Hermann Müller

Nach einer bereits im Frühjahr beschlossenen Änderung des Energieverbrauchskennzeichnungsgesetzes kommt auf Tankstellenbetreiber ab Oktober die Pflicht zu, Autonutzer einen Energiekostenvergleich zur Verfügung zu stellen. Entweder per Aushang oder durch eine elektronische Anzeige sollen sie dann angeben, welche Tankkosten pro 100 Kilometer den Autonutzern entstehen, wenn sie Benzin, Diesel, Erdgas, Autogas oder Wasserstoff tanken oder aber für ihr E-Auto Strom laden. Die Daten für diesen Preisvergleich stellt das Bundeswirtschaftsministerium bereit.

Aktualisierungen sind vierteljährlich vorgesehen. Wenige Wochen vor dem Anlaufen des Vorhabens erhebt der Mineralölwirtschaftsverband nun aber den Vorwurf, dass vom Bundeswirtschaftsministerium die Energiekosten für Elektrofahrzeuge schöngerechnet werden. Christian Küchen, der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, sagte gegenüber der „Welt am Sonntag“: „Der Preisvergleich ist richtig, aber es fehlt die Information, dass bei E-Fahrzeugen der durchschnittliche Haushaltsstrompreis zugrunde gelegt ist.“

Tatsächlich liegen die Kosten an öffentlichen Ladesäulen erheblich über dem Strompreis für private Haushalte. Diese wiederum sind in keinem anderen EU-Mitgliedsstaat so hoch wie in Deutschland. Im Jahr 2020 zahlten deutsche Privathaushalte für eine Kilowattstunde Strom im Durchschnitt 31,81 Cent. Die Betreiber von Ladesäulen für E-Autos langen allerdings noch kräftiger zu. Autofahrer, die ihr E-Fahrzeug nicht an der eigenen Ladestation zum Haushaltstarif laden können, müssen an öffentlichen Ladesäulen häufig zwischen 50 und 70 Cent je Kilowattstunde berappen. Einige Anbieter verlangen an Schnellladestationen sogar Preise, die über einem Euro pro Kilowattstunde liegen.

Der Mitteldeutsche Rundfunk ging in einer Reportage im März sogar der Frage nach, ob die Fahrer von E-Autos an Ladesäulen nicht regelrecht abgezockt werden. Ein befragter Fahrer eines Hybrid-Fahrzeugs beklagte in dem Bericht, dass ihn das Fahren mit Strom pro 100 Kilometer über 14 Euro mehr koste, wenn er den Wagen nicht an die heimische Ladestation anschließen könne, sondern öffentliche Ladesäulen nutzen müsse. Zudem wies der Mann auch auf intransparente Preise bei der Abrechnung hin: „Sie haben an keiner Ladesäule einen effektiven Endpreis.“ Als die Reporter mit verschiedenen Automodellen einen Selbsttest unternahmen, schnitten Dieselautos und sogar Benziner bei den Verbrauchskosten auf 100 Kilometer viel günstiger ab als E-Autos, die an öffentlichen Ladesäulen geladen wurden.

Dieser Preisvorteil könnte allerdings schon bald schrumpfen. Klaus Müller, der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, wies vor Kurzem auf die Möglichkeit eines Benzinpreis-Schocks hin. Im ZDF-Morgenmagazin sagte Deutschlands oberster Verbraucherschützer, er halte einen Anstieg des Benzinpreises auf zwei Euro pro Liter im Jahr 2022 für „absolut“ möglich. Zur Begründung verwies Müller auf Effekte am Markt und auf die klimapolitischen Beschlüsse der Bundesregierung.