20.04.2024

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Folge 37-21 vom 17. September 2021 / Kommentare / Warum Deutschland?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-21 vom 17. September 2021

Kommentare
Warum Deutschland?
René Nehring

Es sieht so aus, als ob das einzige Ergebnis des zwanzigjährigen deutschen Afghanistan-Abenteuers die nächste Flüchtlingswelle wird. Zumindest diskutieren derzeit Politiker fast aller Parteien darüber, wie viel Migranten unser Land nach dem Abzug vom Hindukusch aufnehmen soll und welche Kriterien dafür gelten. Nicht diskutiert wird hingegen, ob und warum überhaupt Deutschland Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen soll. Worin liegt die Verpflichtung, zehntausende Menschen aus der Mitte Asiens in die Mitte Europas zu holen?

Aufschlussreich ist in dieser Frage ein Blick auf die Landkarte. Gibt man bei Google Maps die Strecke Kabul–Berlin ein, liegen von Afghanistan nach Deutschland die Länder Iran, Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn, Österreich, Slowakei und Tschechien auf dem Weg, von denen bis auf den Staat der Mullahs alle entweder NATO- oder EU-Mitglieder beziehungsweise offizielle Beitrittskandidaten sind, womit sie als Verbündete Deutschlands und insbesondere auch als für Migranten sichere Drittstaaten gelten können.

Wollte Deutschland tatsächlich den nun vom Taliban-Regime bedrohten Afghanen helfen, kann es dies auch durch finanzielle Unterstützung der Nachbarländer tun. Das in Zentralasien gelegene Afghanistan grenzt neben dem Iran an Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Pakistan, die – bis auf wieder einmal den Iran – in den letzten zwanzig Jahren Partner des Westens im Kampf gegen die Taliban waren. Da die ethnischen Grenzen in der gesamten Region fließend sind, können die ausreisewilligen Afghanen zudem je nach Zugehörigkeit unmittelbar vor der eigenen Haustür ein Aufnahmeland finden, in dem ihre Sprache gesprochen wird, die gleichen Sitten gepflegt werden und zum gleichen Gott gebetet wird.
Eine solche Lösung wäre nicht nur für Deutschland billiger, sondern insbesondere auch für die Betroffenen humaner als eine unsichere Reise um die halbe Welt – in ein Land, mit dem sie bislang nichts zu tun hatten.