24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 37-21 vom 17. September 2021 / Kirche / Konflikt bei den Katholiken spitzt sich zu / Streit um den „Synodalen Weg“: Der Ton zwischen Reformern und Konservativen wird rauer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-21 vom 17. September 2021

Kirche
Konflikt bei den Katholiken spitzt sich zu
Streit um den „Synodalen Weg“: Der Ton zwischen Reformern und Konservativen wird rauer
Peter Entinger

Machtverteilung, die Rolle der Frau oder der Zölibat: Die katholische Kirche hat jede Menge Diskussionsbedarf. Doch der eingeschlagene „Synodale Weg“ scheint abermals in eine Sackgasse zu führen. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hatte die gleichnamige Initiative gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ins Leben gerufen.
Lange Zeit sah es so aus, als könnten sich Konservative und Reformer gerade vor dem Hintergrund der zahlreichen Missbrauchsskandale innerhalb der Katholischen Kirche auf einen Kompromiss einigen. Der „Synodale Weg“ folgte als Konsequenz aus einer Studie und hat zum Ziel, die kirchlichen Strukturen in Deutschland weiterzuentwickeln. „Mit dem ,Synodalen Weg‘ macht sich die katholische Kirche in Deutschland auf einen Weg der Erneuerung, auf dem zentrale Themen- und Handlungsfelder geklärt werden“, heißt es in einer Selbstbeschreibung.

Vorwurf der Entzweiung

Die Studie war ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Thema „Sexueller Missbrauch“ in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland, das in den Jahren 2014 bis 2018 von einem Forschungsverbund aus Experten mehrerer universitärer Institute durchgeführt wurde. Im Diskussionsforum „Synodaler Weg“ wurden vier Themenfelder diskutiert, in denen es um Machtstrukturen, Lebensformen der Priester, sexuelle Moral oder die Rolle der Frau diskutiert wurden.
Angeführt vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer haben konservative Katholiken nun Gegenentwürfe angekündigt. Erst unlängst ging die Internetseite www.synodale-beitraege.de ins Netz, auf der alternative Texte zu den besagten Themenfeldern veröffentlicht werden.

So gehen die Autoren beispielsweise davon aus, dass der Skandal um tausendfachen Missbrauch „in keinem gesicherten Zusammenhang“ mit der katholischen Sexualmoral oder der Machtstruktur innerhalb der Kirche stehe. „Eine solche Verquickung der Interessen dient nicht dem ernsten Anliegen, mit dem der ,Synodale Weg‘ begonnen wurde, und bringt die Gefahr neuer Entzweiungen mit sich, innerhalb der deutschen Kirche ebenso wie in ihrem Verhältnis zum Vatikan und zur Weltkirche“, heißt es in dem Text.

Reformer hoffen auf den Papst

Die Reformer sind mit der Vorgehensweise der Konservativen naturgemäß nicht einverstanden. Sie werfen Voderholzer gezielte Stimmungsmache vor. Dessen Vorgehen sei ein starker Affront gegen die anderen deutschen Bischöfe, erklärte die liberale Initiative „Wir sind Kirche“. Jene, „die hinter der Homepage stehen und Beiträge dafür verfassten, haben immer noch nicht den Ernst der dramatischen Lage erkannt, die durch sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch sowie deren jahrzehntelange Vertuschung entstanden ist“, sagte deren Sprecher Christian Weisner.

Da sich die beiden Lager derart unversöhnlich gegenüberstehen, wird es möglicherweise wieder auf ein Machtwort aus Rom hinauslaufen. Papst Franziskus will die katholische Kirche jedenfalls öffnen: „Alle Gläubigen sind dazu aufgerufen, an der Weiterentwicklung der Kirche mitzuarbeiten“, heißt es in einem in der vergangenen Woche vorgestellten Papier aus dem Vatikan. Die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken werteten das Dokument des Heiligen Stuhls umgehend als Bestätigung ihres Reformkurses.