18.04.2024

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Folge 37-21 vom 17. September 2021 / Preußisches KulturErbe / Des Königs Lustschloss / Friedrich Wilhelms II. Schloss auf der Berliner Pfaueninsel wird aufwendig saniert – Doch alles ist nur hölzerne Staffage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-21 vom 17. September 2021

Preußisches KulturErbe
Des Königs Lustschloss
Friedrich Wilhelms II. Schloss auf der Berliner Pfaueninsel wird aufwendig saniert – Doch alles ist nur hölzerne Staffage
H. Tews

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) beginnt in diesen Tagen mit der Sanierung des hölzernen Schlosses auf der Berliner Pfaueninsel. Seit der Schließung des Hauses im August 2018 haben Gutachter- und Planungsbüros das Bauwerk vom Keller bis zum Dach untersucht, Schadensursachen analysiert und Konzepte für die bevorstehende Instandsetzung und Restaurierung entwickelt.

Aktuell bleibt das Haus für drei weitere Jahre bis Mitte 2024 geschlossen, um die aufwendige Planung baulich umzusetzen. Dabei können vor allem Restaurierungsarbeiten an den originalen Wandflächen im Inneren des Gebäudes nur in den klimatisch günstigeren Monaten Mai bis Oktober durchgeführt werden. Die Pfaueninsel selbst ist jedoch weiterhin für Besucher zugänglich. Nach jetzigem Stand belaufen sich die Gesamtbaukosten für die Sanierung auf zirka 5,5 Millionen Euro.
Schloss Pfaueninsel wurde 1794 bis 1795 vom Potsdamer Zimmermeister Johann Gottlieb Brendel für König Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) und seine enge Vertraute Wilhelmine Rietz, die spätere Gräfin Lichtenau (1753–1820), als ländlicher Rückzugsort errichtet. Schloss und Park Pfaueninsel sind Teil der UNESCO-Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“. Der Bau zitiert äußerlich die Form eines „römischen Landhauses“, das man sich damals als ruinenhafte Kastellburg vorstellte. Bei näherer Betrachtung zeigt sich die Fassade jedoch als hölzerne Staffage.
Im Kontrast dazu birgt das Innere aufwendige, im Stil der Erbauungszeit gestaltete Schlossräume, die mit ihrer Ausstattung gleichermaßen auf die Antike wie auf ferne Südseeregionen verweisen. Dass sich eine Folge von Innenräumen, einschließlich dem mobilen Inventar aus der Erbauungszeit, bis heute nahezu unverändert erhalten hat, ist einmalig in der Berlin-Brandenburgischen Kulturlandschaft.

Dass manche verantwortlichen Politiker dennoch ein zwiegespaltenes Verhältnis mit diesem preußischen Kulturerbe haben, verdeutliche Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD), die anlässlich der Sanierung verlauten ließ:   „Ganz klar: Das preußische Erbe spielt eine besondere Rolle für die Identität und Attraktivität unseres Landes. Dafür stehen die Schlösser und Gärten ebenso wie das immaterielle Erbe der Preußen – etwa das Toleranzedikt von 1685.“
Doch dann haut die SPD-Politikerin zeitgemäß in die Kerbe: „Dazu gehört aber auch die Kehrseite der preußischen Medaille: Militarismus, Despotismus, Kadavergehorsam. All das ist Teil unseres kulturellen, historischen und auch politischen Erbes – und gehört damit selbstverständlich in die Öffentlichkeit.“

Es wäre schon ein Kunststück, wenn die Sanierung dem Schloss einen Despotismus andichten würde.


Foto: Symbol für preußischen Militarismus? Das zum Teil eingerüstete Schloss Pfaueninsel