Noch können es sich die meisten Bundesbürger kaum vorstellen, im kommenden Winter plötzlich für kürzere oder längere Zeit ohne Strom und Heizung auskommen zu müssen. Es sei denn, sie erhalten einen kleinen Vorgeschmack auf solche Zustände wie die Menschen im Großraum um Dresden am vorletzten Montag. Dabei werden Blackouts oder auch länger anhaltende Energieversorgungsengpässe immer wahrscheinlicher, weil unser Staat partout nicht gewillt ist, Realitäten zur Kenntnis zu nehmen.

Wieso ignoriert er einfach, dass Ballons, welche in der Lage sind, einer ganzen Region den Strom abzuklemmen, auch von Angehörigen oder Sympathisanten der linksterroristischen Szene oder anderen Saboteuren gestartet werden können? Und selbst wenn das Ganze nur ein Zufall war: Warum versäumt es der Gesetzgeber, Energieversorger zu verpflichten, besonders empfindliche Bereiche ihrer Anlagen auch besonders gut zu schützen? Immerhin war der ballonbedingte Blackout von Dresden ja kein Einzelereignis. Ähnliche, allerdings nicht ganz so folgenschwere Störfälle haben sich bereits 2015 und 2017 in Frankfurt am Main und Stuttgart ereignet.

Eine andere Art von Realitätsverweigerung sind die umwelt- und außenpolitischen Fehlentscheidungen, die zu einer Verknappung und Verteuerung von Erdgas geführt haben. Die Abschaltung von Kohle- und Kernkraftwerken bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Konfrontationskurses gegenüber Moskau kann sich rächen, wenn mehrere ungünstige Faktoren zusammenkommen. 

Die Energiesicherheit hierzulande basiert augenscheinlich auf dem Prinzip Hoffnung. Der Hoffnung auf einen nicht zu kalten Winter 2021/22 und auf einen ebenso milde gestimmten Putin sowie auch der Hoffnung darauf, dass niemand versucht, unsere Energieversorgung gezielt zu sabotieren. Ob dies das richtige Rezept ist, um über die nächsten Monate zu kommen, wird sich in Bälde zeigen.W.K.