27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 38-21 vom 24. September 2021 / Nadschibullāh / Der Aschraf Ghani der Sowjets

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-21 vom 24. September 2021

Nadschibullāh
Der Aschraf Ghani der Sowjets

Während der afghanische Kommunikationsminister von 2018 bis 2020, Sayed Ahmad Shah Sadaat, heute in Leipzig lebt und für den Essenslieferanten Lieferando arbeitet, trafen es viele andere ehemalige Mitglieder der vom Westen gestützten Führung in Kabul, die nach dem Abzug der US-Streitkräfte von den Taliban hinweggefegt wurde, deutlich besser. Hamid Karzai, von 2001 bis 2014 erster Präsident der Islamischen Republik Afghanistan, residiert wieder in der Hauptstadt des Staates am Hindukusch, wo er wie der von 2014 bis 2020 amtierende afghanische Regierungschef Abdullah Abdullah mit den Gotteskriegern über die politische Zukunft seiner Heimat verhandelt. Und Karzais Nachfolger Mohammad Aschraf Ghani, der sich am 15. August 2021 in die Vereinigten Arabischen Emirate absetzte und dabei 169 Millionen US-Dollar mitgenommen haben soll, genießt nun ein luxuriöses Asyl in dem Golfstaat.

Ähnlich glimpflich fiel der Machtwechsel in Afghanistan nach dem Rückzug der sowjetischen Interventionstruppen im Februar 1989 für die vorangegangenen Präsidenten der Demokratischen Republik Afghanistan von 1979 bis 1986 sowie 1986 bis 1987, Babrak Karmal und Hadschi Mohammed Tschamkani, aus. Den Alkoholiker Karmal kostete im Moskauer Exil 1996 ein Leberkrebsleiden das Leben und sein Nachfolger starb ebenfalls unbehelligt 2012 in der paschtunischen Provinz.

Nur Tschamkanis Nachfolger Mohammed Nadschibullāh musste für seine Taten während der sowjetischen Besatzungszeit und danach büßen. Der studierte Mediziner und vormalige Chef des extrem brutal agierenden Staatlichen Nachrichtendienstes (KhAD) konnte sich über den Abzug der sowjetischen Schutzmacht hinaus noch bis 1992 halten. Nach seiner Ablösung durch seinen bisherigen Stellvertreter Abdul Rahim floh er ins  Hauptquartier der Vereinten Nationen in Kabul. Dort blieb das ehemalige Staatsoberhaupt, bis die Taliban im afghanischen Bürgerkrieg obsiegten und in die Hauptstadt einmarschierten. 

Vor 25 Jahren, am 27. September 1996 zerrten die Glaubenskrieger Nadschibullah ungeachtet aller internationalen Proteste aus dem UN-Gebäude und folterten, kastrierten und erschossen ihn. Danach hängten sie den Leichnam an einer Betonplattform für Verkehrspolizisten vor dem Präsidentenpalast auf.W.K.