25.04.2024

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Folge 38-21 vom 24. September 2021 / Nördliches Ostpreussen / Ärger um öffentliche Toiletten / Trotz Touristenansturm haben die Urlaubsorte keine ausreichende Infrastruktur geschaffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-21 vom 24. September 2021

Nördliches Ostpreussen
Ärger um öffentliche Toiletten
Trotz Touristenansturm haben die Urlaubsorte keine ausreichende Infrastruktur geschaffen
Jurij Tschernyschew

Die meisten Besucher des Königsberger Gebiets wollen gerne wieder Urlaub in der Region buchen. Aber es gibt ein Thema, das sich als heikler Punkt für die Urlauber erweist, und zwar die Toiletten, oder besser gesagt, ihr Zustand und ihre schlechte Zugänglichkeit.

Einige bekannte Blogger haben sich diesem Thema mit ausführlichen Berichten im Internet gewidmet, und das Nachrichtenportal „Klops“ hat eine Online-Umfrage unter seinen Lesern durchgeführt. Fast dreitausend Menschen nahmen an der Abstimmung teil.

Die anonyme Umfrage förderte unerwartete und amüsante Details zutage. 

40,3 Prozent der Touristen verrichten ihre Notdurft direkt ins Meer. Weitere 25 Prozent begeben sich auf die Suche nach Bio-Toiletten, etwas mehr als zehn Prozent verstecken sich hinter Felsen und Bäumen, der Rest sucht sich ein Café oder hält bis nach Hause durch. Einige führen sogar tragbare Toiletten mit.

Die Mehrzahl nutzt das Meer

Die Zugänglichkeit zu öffentlichen Toiletten ist in den Urlaubsorten sehr unterschiedlich. In Pillau [Baltijsk] gibt es 15 mobile Toiletten in unmittelbarer Nähe des Strandes, in der Stadt gibt es insgesamt 23 öffentliche Toiletten, die alle kostenlos zur Verfügung stehen. Es ist wahrscheinlich der einzige Ort der Region, an dem man sich in Bezug auf die Toilettensituation mehr oder weniger wohl fühlen kann.

In und um Rauschen wurden fünf Bio-Toiletten in der Nähe der Strände eingerichtet. Drei davon befinden sich nicht in Rauschen selbst, sondern in Georgenswalde [Otradnoje], das zur Stadtverwaltung von Rauschen gehört, und im Gebiet der Bucht von Klein Kuhren, das zehn Kilometer vom Ferienort entfernt liegt. Das bedeutet, dass für Tausende von Urlaubern nur zwei Toiletten erreichbar sind: eine am Ende des neuen Teils der Promenade und eine in der Nähe der Seilbahn. Die Nutzung kostet umgerechnet etwa 35 Eurocent. Im Stadtzentrum gibt es noch sechs weitere Toiletten.

In Cranz gibt es 15 öffentliche Toiletten, die erst in diesem Jahr nach wiederholten Anfragen von Touristen in Betrieb genommen wurden. Die Nutzung der Toiletten kostet dort ebenfalls 35 Eurocent. In der Stadt gibt es nur eine kostenlose Toilette, und zwar beim Café „Am!Bar“ am Ende der Promenade in der Nähe der Windrose. Am Strand von Palmnicken [Jantarnij] gibt es fünf Toiletten. 

Am prekärsten ist die Situation jedoch auf der Kurischen Nehrung. Das zeigen die zahlreichen empörten Reaktionen von Urlaubern. Der Direktor des Nationalparks, Anatoli Kalina, reagierte auf die Beschwerde von Touristen ablehnend. „Sie müssen verstehen, dass der Nationalpark ein föderales, besonders geschütztes Naturgebiet ist, das vielen Einschränkungen unterliegt. Und wenn die Leute anfangen, Bänke und Toiletten von uns zu fordern, sollten sie daran denken, dass dies kein Freizeitpark ist. Feste Toiletten können in dem Gebiet nicht aufgestellt werden, da es nicht möglich ist, in einem Naturschutzgebiet Kläranlagen zu bauen.“

Kaum Komfort im Nationalpark

Diese Ansicht verwundert, wenn man bedenkt, dass in den letzten Jahren Dutzende von Einzelhandelsgeschäften, Cafés und Restaurants rund um die wichtigsten Touristenattraktionen des Nationalparks entstanden sind. Warum es da nicht möglich sein sollte, Bänke und Toiletten bereitzustellen, ist völlig unklar. In den letzten zehn Jahren haben sich weder die Infrastruktur noch der Komfort im Nationalpark entwickelt.

Der litauische Teil der Kurischen Nehrung ist ebenfalls ein Nationalpark und ein besonders geschütztes Gebiet, was seine Verwaltung jedoch nicht daran hindert, komfortable Bedingungen für den Aufenthalt dort zu schaffen.

In der Nähe einiger Parkplätze auf der Kurischen Nehrung gab es früher hölzerne Toiletten, die an Waldhütten erinnerten. Jetzt gibt es blaue Bio-Toiletten aus Plastik. Die Touristen beklagen, dass diese selten gereinigt werden und entsprechend schon von Weitem stinken. Die meisten Urlauber ziehen es daher vor, sich unter einem Baum an der frischen Luft oder in den Wellen der Ostsee zu erleichtern.