25.04.2024

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Folge 38-21 vom 24. September 2021 / Hinterpommern / Sommerreise durch Hinterpommern / Station Schneidemühl – einst Bahnknotenpunkt der Ostbahn und Luftschiffhafen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-21 vom 24. September 2021

Hinterpommern
Sommerreise durch Hinterpommern
Station Schneidemühl – einst Bahnknotenpunkt der Ostbahn und Luftschiffhafen
Brigitte Klesczewski

Die Städte erreichten wir auf dieser Reise mit Bahn und Bus. Im Sommer 2021 fiel uns auf, dass heute mehr junge Polen, von uns aus gesehen die Enkel- oder Kindergeneration, Deutsch sprechen können. In den ersten Jahren traf dagegen der deutsche Nostalgietourist nur einige ältere Polen, die sich freuten, wieder auf Deutsch plaudern zu können.

Nach Schneidemühl gelangten wir per Bahn von Braunschweig aus über Berlin und Frankfurt/Oder. Erstaunlich war, dass an diesem Bahnknotenpunkt an der früheren Ostbahn kein Taxistand zu finden war. Hilfe erfuhren wir jedoch in der Cafeteria des Bahnhofes. Im Hotel Gromada fühlten wir uns deshalb so wohl, weil wir während unseres gesamten Aufenthaltes fachkundig an der Rezeption beraten wurden. Besonders eine ältere Angestellte freute sich, ihr Wissen über ihre Heimatstadt Piła, so der polnische Name für Schneidemühl, weitergeben zu können.

Goerdeler kam aus Schneidemühl

Piła wäre schon vor der deutschen Besiedlung um 1380 ein slawisches Fischerdorf auf der Ostseite des Küddow-Flusses gewesen. Erstaunlich war, dass sie den Widerstandskämpfer und Juristen Carl Friedrich Goerdeler erwähnte. Goerdeler wurde 1884 in Schneidemühl geboren. Nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde der Widerstandskämpfer, der als Reichskanzler vorgesehen war, am 2. Februar 1945 von den Nationalsozialisten in Plötzensee gehenkt.

Sie machte uns auch auf das größte Kruzifix Europas in der St. Antonius Kirche aufmerksam, das wir später besichtigten. Vom Fenster unseres Hotelzimmers sahen wir einen großen Schleifenbogen der Küddow, auf dem ein Schiffsrestaurant zu sehen war. Hier genossen wir am ersten Abend die beliebte polnische Jurek-Suppe aus einem großen Brötchen.

Seit 1938 zu Pommern

Schneidemühl wurde erst 1938 eine pommersche Stadt. Damals wurde der nördlich gelegene Teil der früheren Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen zusammen mit den Kreisen Arnswalde und Friedeberg als neuer Regierungsbezirk der Provinz Pommern hinzugefügt. Aus der bisherigen Provinzhauptstadt wurde eine neue Hauptstadt eines Regierungsbezirks in Pommern. Die Regierungsgebäude und das Rathaus sind in der bei Kriegsende schwer zerstörten Stadt erhalten geblieben.

Um die Kirche der Heiligen Familie stehen noch einige Häuser aus der deutschen Zeit, die mit roten aus Lehm gebrannten Ziegeln bedeckt sind und kompliziert erbaute Dächer besitzen. Fledermausgauben bringen Licht in ihre Dächer. 

Wir statteten der St. Antonius Kirche einen Besuch ab und sahen das sieben Meter hohe Kruzifix. Die Kirche wurde im Bauhausstil in den Jahren von 1928 bis 1930 von dem Architekten Hans Herkommer erbaut. Das Kruzifix schuf Berthold Müller aus Oerlinghausen. 

Sehenswert ist das Distrikt Museum, das Unterkunft in einem Haus, erbaut um 1875 in italienischer Architektur, gefunden hat. Es soll jetzt das älteste Haus in Schneidemühl [Piła] sein. Von 1934 bis 1939 war es Sitz des Polnischen Konsulats. Beeindruckt hat mich hier eine Schaugruppe in einer Vitrine. Sie zeigt sozusagen das Ende der deutschen Stadt Schneidemühl durch drei Soldaten. Es sind ein russischer, ein deutscher und ein polnischer Soldat.

Immer wieder erstaunt mich, dass das blaue Großmütterchen Porzellan, ein beliebtes, alltägliches Geschirr aus meiner Kindheit, in den polnischen Museen liebevoll ausgestellt wird. 

Unsere nächste Station ist Rummelsburg (Fortsetzung folgt).

Info http://www.schneidemuehl.net Die Patenstadt ist Cuxhaven