26.04.2024

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Folge 38-21 vom 24. September 2021 / Erzählungen / Sehnsuchtsziel Balaton / Lange Zeit hatte der Plattensee den Ruf als „Badewanne Ungarns“, an dem während der Epoche des Eisernen Vorhangs deutsch-deutsche Begegnungen stattfinden konnten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-21 vom 24. September 2021

Erzählungen
Sehnsuchtsziel Balaton
Lange Zeit hatte der Plattensee den Ruf als „Badewanne Ungarns“, an dem während der Epoche des Eisernen Vorhangs deutsch-deutsche Begegnungen stattfinden konnten
Manuela Rosenthal-Kappi

Erinnerungen an die Vorwendezeit werden in den Novellen der Autorin, Kritikerin und Essayistin Noémi Kiss wach, die 1974 in der Nähe von Budapest zur Welt kam.

Ihre „Balaton“-Novellen spielen in den 1980er Jahren. Sie handeln von Ferien am geliebten Plattensee, von Abenteuern mit Freunden, Erlebnissen mit der Familie, einem Leichenfund und unvorsichtigen Badenden sowie von Menschen, die mit der sozialistischen Realität nicht zurechtkommen. Im Vordergrund steht die Sommerfreude, doch der See schwemmt immer wieder Schicksale, Verbrechen, Geheimnisse und Lügen ans Tageslicht. 

Die Novellen spiegeln die Stimmung einer angespannten, abwartenden Stille der 80er Jahre vor dem Umbruch wider. Ungarn ist damals ein beliebtes deutsch-deutsches Urlaubsziel. Durch den Mauerbau getrennte Familien können hier gemeinsam am Strand liegen, lange bevor Ungarn am 11. September 1989 seine Westgrenzen für DDR-Bürger öffnet.

Die Novellen beleuchten ebenso den Traum der Ungarn nach Freiheit. Obwohl das Leben in dem kleinen Land innerhalb der sozialistischen Staaten verhältnismäßig gut ist, streben auch sie in Richtung Westen. 

Noémi Kiss: „Balaton. Novellen“, Europa-Verlag, München 2021, gebunden, 168 Seiten, 18 Euro