19.04.2024

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Folge 38-21 vom 24. September 2021 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-21 vom 24. September 2021

Für Sie gelesen

Italien im Widerstand

Cesare Pavese, der als Begründer der modernen italienischen Literatur gilt, erzählt in seinem Roman „Der Genosse die Geschichte eines kleinen Diebs, der das Gitarrenspiel liebt. Eigentlich talentiert, zieht er es vor, mit seiner Geliebten von zweifelhaftem Ruf durch die Tanzlokale und Varieté-Theater in Turin zu ziehen, anstatt mit dem Gitarrespiel seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als sein Weg ihn schließlich nach Rom führt, stößt er auf Menschen, die Flugblätter verteilen. Ganz allmählich nähert er sich den „roten“ Kreisen, dem Widerstand gegen den herrschenden Faschismus, an und befindet sich plötzlich inmitten des Widerstands.

Der studierte und promovierte Literaturwissenschaftler Pavese übersetzte zahlreiche Werke aus dem Englischen, darunter solche von William Faulkner, John Steinbeck und James Joyce. Wegen seiner antifaschistischen Haltung wurde er 1935 nach Kalabrien verbannt, wobei diese als eher ästhetisch denn weltanschaulich motiviert gilt. Maja Pflug hat den Roman nach der Erstausgabe von 1947 neu übersetzt.MRK

Cesare Pavese: „Der Genosse“, Diogenes Verlag, Zürich 2021, broschiert, 283 Seiten, 12 Euro





Ironisches Lesevergnügen

Ingrid Noll ist für ihren sarkastischen Schreibstil bekannt. Ihre Krimis bestechen durch skurrile Handlungen, so auch in ihrem neuen Buch „Kein Feuer kann brennen so heiß“.

Der Titel ist die Anfangszeile eines Volkslieds, dessen Fortsetzung lautet: „die Liebe, von der niemand nichts weiß“. Die Protagonistin Lorina Miesebach wird von ihrer Familie wegen ihrer Ungeschicklichkeit gehänselt. Anerkennung findet sie, als sie ihren Dienst bei der reichen Hausherrin der Villa Alsfelder beginnt. Kost und Logi sind frei und sie verdient gut. Die gutmütige alte Frau schätzt an Lorina deren Zuverlässigkeit. Am Ende halten die beiden Frauen eng zusammen.

Ihr Verhältnis mit dem jungen Masseur Boris, der Tag und Nacht im Haus einkehren kann, hält Lorina vor ihrer Chefin geheim. Als der treulose Boris sie eiskalt abserviert, rächt die Versetzte sich bitterböse. Ein ähnliches Schicksal erleidet Christian, der Neffe der alten Frau, der es offensichtlich nicht abwarten kann, das Erbe seiner Tante anzutreten.

Obwohl der Spannungsbogen des Romans recht flach bleibt, ist man dennoch gespannt, wie es weitergeht. Nolls Ironie und flüssiger Stil bereiten Lesevergnügen pur. MRK

Ingrid Noll: „Kein Feuer kann brennen so heiß“, Diogenes Verlag, Zürich 2021, gebunden, 292 Seiten, 24 Euro