29.03.2024

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Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021 / Fernost / Asiatische Handelsfront gegen China / Aus Furcht vor einer chinesischen Dominanz kooperiert jetzt Vietnam mit dem einstigen Gegner Japan

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021

Fernost
Asiatische Handelsfront gegen China
Aus Furcht vor einer chinesischen Dominanz kooperiert jetzt Vietnam mit dem einstigen Gegner Japan
Bodo Bost

Eigentlich trennen Japan und Vietnam Welten. Und das nicht nur hinsichtlich unterschiedlicher Gesellschaftssysteme, sondern auch, weil Japan während des Zweiten Weltkriegs Besatzungsmacht in Vietnam war. Angesichts der Besorgnis über den wachsenden militärischen Einfluss Chinas haben sich die beiden Länder nun aber auf eine engere Zusammenarbeit geeinigt und ein Abkommen unterzeichnet, das den Export von in Japan hergestellter Verteidigungsausrüstung und -technologie nach Hanoi ermöglicht. 

Laut Japans Verteidigungsminister Nobuo Kishi hebt das Abkommen die Verteidigungspartnerschaft der beiden Länder „auf eine neue Ebene“. Japan und Vietnam planen auch, die Verteidigungsbeziehungen durch gemeinsame multinationale Militärübungen zu vertiefen. Einzelheiten über den Transfer von spezifischer Ausrüstung, einschließlich Marineschiffen, werden in späteren Gesprächen ausgearbeitet, so das japanische Verteidigungsministerium. Chinas Außenminister Wang Yi, der sich zur selben Zeit in Vietnam aufhielt, forderte den südlichen Nachbarn indessen auf, den Streit über die Seegrenzen nicht zu vergrößern.

Zum Abschluss seines Besuchs erklärte der chinesische Diplomat, dass Peking drei Millionen Dosen seines Impfstoffs gegen das Coronavirus an Vietnam spenden wolle. Außerdem sagte er, China und Vietnam sollten von einseitigen Aktionen im Südchinesischen Meer absehen, weil das die Situation verkomplizieren und die Meinungsverschiedenheiten verschärfen könnte. Vietnam hat Gebietsstreitigkeiten mit China über die Inselgruppen Spratly und Paracel. 

Das chinesische Impfdosen-Angebot kommt zwei Wochen, nachdem US-Vizepräsidentin Kamala Harris nach Vietnam gereist war. Während des Besuchs forderte Harris die betroffenen Länder auf, sich Chinas „Mobbing“ im Südchinesischen Meer zu widersetzen.

In Anspielung auf das zunehmend selbstbewusste Auftreten Chinas in den umstrittenen Gewässern erklärte das japanische Verteidigungsministerium, Kishi und sein vietnamesischer Kollege General Phan Van Giang seien sich über die Bedeutung der Aufrechterhaltung der Navigations- und Überflugfreiheit in der indopazifischen Region sowie über die Zusammenarbeit in verschiedenen Verteidigungsbereichen, einschließlich der Cybersicherheit, einig gewesen. So habe Kishi Japans entschiedene Ablehnung „jeglicher einseitiger Versuche, den Status quo durch Zwang zu ändern, oder jeglicher Aktivitäten, die die Spannungen verschärfen“, zum Ausdruck gebracht.

Konflikte mit China um Inseln

China hat territoriale Streitigkeiten mit fast allen Nachbarstaaten. Diese Streitereien sind die Folge eines immer ungebremster werdenden Expansionsstrebens. Mit Vietnam kam es deswegen schon einmal zu einem Grenzkrieg in den 1980er Jahren. Auch Japan und China sind in einen Territorialstreit verwickelt. Tokio protestiert regelmäßig gegen die Präsenz der chinesischen Küstenwache im Ostchinesischen Meer in der Nähe der von Japan kontrollierten Senkaku-Inseln, die Peking ebenfalls beansprucht und Diaoyu nennt. Nach Angaben japanischer Beamter verletzen chinesische Schiffe routinemäßig die japanischen Hoheitsgewässer um die Inseln und bedrohen mitunter Fischerboote.

Vietnam ist bereits das elfte Land, mit dem Japan ein Abkommen über den Transfer von Verteidigungsgütern und -technologien unterzeichnet hat. Tokio ist bestrebt, die militärische Zusammenarbeit über seinen langjährigen Verbündeten, die Vereinigten Staaten, hinaus auszuweiten und hat inzwischen ähnliche Abkommen mit Großbritannien, Australien, den Philippinen und Indonesien unterzeichnet.