25.04.2024

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Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021 / Messerschmitt Me 163 / Erstmals schneller als 1000

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021

Messerschmitt Me 163
Erstmals schneller als 1000
Manuel Ruoff

Angesichts der Fortschritte in der Entwicklung der Raketentechnik vor und während des Zweiten Weltkriegs lag es nahe, die Verwendbarkeit der Antriebstechnik der Raketen für Flugzeuge zu testen. Das ist die Geburtsstunde der sogenannten Raketenflugzeuge.

Eines dieser Raketenflugzeuge war die Messerschmitt Me 163, der erste serienmäßig hergestellte Raketenjäger der Welt. Auftraggeber war das Reichsluftfahrtministerium. Die Arbeiten an dem Projekt begannen bereits kurz vor dem Ausbruch des Krieges. Trotzdem war die Geheimhaltung groß. Um den Gegner über die Neuentwicklung im Unklaren zu lassen, wurde mit „Me 163“, die Bezeichnung eines ganz anderen, älteren Projektes aufgegriffen. Da es von dieser nie in Serie gegangene Konkurrenzentwicklung zum Fieseler Storch drei Versuchsmuster gegeben hatte, setzte man nun, um die Täuschung stringent fortzusetzen, die Zählung fort und begann bei dem neuen Projekt mit dem Versuchsmuster 4.

Der erste Flug mit eigenem Antrieb dieses Versuchsmusters 4 startete am 8. August 1941 in Peenemünde. Um den Kraftstoff für die Erreichung von Höhe zu sparen und damit die Reichweite und Geschwindigkeit steigern zu können, wurde bei weiteren Versuchsflügen das Raketenflugzeug mit einer Messerschmitt Bf 110C auf 4000 Meter Höhe geschleppt, bevor das Triebwerk gezündet wurde.

Nachdem vorher bereits auf diese Weise ein inoffizieller Geschwindigkeitsrekord aufgestellt werden konnte, flog die Me 163A V4 am 2. Oktober 1941 als erstes Flugzeug der Welt schneller als 1000 Kilometer in der Stunde, nämlich 1003,67. 

Die Me 163 war jedoch nicht entwickelt worden, um Rekorde aufzustellen, sondern um alliierte Bomber vom Himmel zu holen. Angesichts ihres hohen Kraftstoffverbrauchs und der daraus sich ergebenden geringen Reichweite bot sich eine Verwendung als Objektschutz-Abfangjäger mit Standort nahe dem zu schützenden Objekt an.

In diesem Sinne wurde aus dem Rekord- und Versuchsflugzeug Me 163A das für die Serienproduktion bestimmte Kriegsflugzeug Me 163B entwickelt. Im August 1943 begann die Serienproduktion. Damit wurde die Me 163 zum ersten in Serie gefertigten Raketenjäger der Welt. Ihr Kriegseinsatz begann am 28. Juli 1944. Bis Kriegsende wurden 364 Maschinen hergestellt, davon 274 Serienexemplare. 

Im Grunde teilte die auch „Komet“ oder „Kraftei“ genannte Messerschmitt Me 163 das Schicksal vieler deutscher „Wunderwaffen“. Sie kam nicht vollständig ausgereift an die Front sowie zu spät und vor allem in zu geringer Stückzahl, um noch kriegsentscheidende Bedeutung gewinnen zu können. Und sie diente den siegreichen Alliierten nach dem Kriege als Steinbruch für deren Entwicklungen.