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Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021 / Deutscher Ethikrat / Belehrungen aus dem Elfenbeinturm / Wohlfeile Mahnungen und autoritäre Anmaßung: Wie die Ratsvorsitzende Alena Buyx den Alltag der Deutschen auf ihre Linie bringen will

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-21 vom 01. Oktober 2021

Deutscher Ethikrat
Belehrungen aus dem Elfenbeinturm
Wohlfeile Mahnungen und autoritäre Anmaßung: Wie die Ratsvorsitzende Alena Buyx den Alltag der Deutschen auf ihre Linie bringen will
Wolfgang Kaufmann

Der Deutsche Ethikrat soll als unabhängiges Sachverständigengremium Stellungnahmen zu bioethischen Fragen abgeben und dabei sowohl unterschiedliche theoretische Ansätze als auch ein differenziertes Meinungsspektrum widerspiegeln. Daher müsste jedes der 24 hälftig von der Bundesregierung und dem Parlament bestimmten Mitglieder nicht nur über eine besondere Fachkompetenz, sondern ebenso über reichlich Lebenserfahrung verfügen. Aber das Letztere scheint bei der Berufung keineswegs immer eine Rolle zu spielen. Als Beispiel hierfür kann die Person der derzeitigen Vorsitzenden des Rates dienen.

Die 1977 geborene Alena Buyx erwies sich zwar sowohl am Gymnasium als auch an der Universität als Überfliegerin, erwarb mehrere akademische Titel: Doktorin der Medizin, Magistra Artium in Philosophie und Soziologie sowie Privatdozentin für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin – worauf dann 2014 noch eine Professur für Medizinethik folgte. 

Wirre Äußerungen statt Prägnanz

Das Sammeln von praktischen Erfahrungen als Ärztin stand dabei aber nicht auf ihrer Tagesordnung. Vielmehr fungierte sie bis 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Münster, Academic Scholar im Harvard University Program in Ethics and Health, stellvertretende Direktorin des britischen Nuffield Council of Bioethics, Leiterin der Emmy-Noether-Gruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Bioethik und Politische Philosophie“ sowie Senior Research Fellow of Public Policy am University College London und gehörte darüber hinaus auch diversen Gremien an. Das alles erlaubte es ihr offensichtlich, ein weitverzweigtes Netzwerk zu knüpfen.

Buyx, die 2016 in den Deutschen Ethikrat berufen wurde und am 28. Mai 2020 an dessen Spitze rückte, war maßgeblich verantwortlich für die Empfehlungen des Rates zu Themen wie „Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise“ oder „Besondere Regeln für Geimpfte?“ Dabei zeigte die zumeist im knallroten Pullover oder Kleid auftretende Karrierefrau ab Mitte 2020 eine derart starke Medienpräsenz, dass der Eindruck entstand, der Ethikrat spreche mit einer einzigen Stimme, nämlich der ihren. Gleichzeitig verfiel sie dabei oft in einen infantil anmutenden Duktus, der an den von Angela Merkel erinnert.

So sagte Buyx im vergangenen Februar im Interview mit dem „Spiegel“, es sei wichtig, alle Corona-Impfstoffe unter die Leute zu bringen: „Jede Dosis muss in einen Arm.“ Und im April hieß es im Deutschlandfunk zum Thema Gleichstellung von Geimpften und Getesteten: „Ich glaube … , dass wir in einer Situation, in der jetzt diese dritte Welle wirklich ganz intensiv anbrandet, vielleicht vorerst nicht über Dinge sprechen sollten, die uns ganz wesentliche Regeln von der Normbefolgung im öffentlichen Raum zerschießen.“ Reichlich vier Monate später hielt Buyx dann die Zeit für gekommen, sich konkreter zu äußern, so beispielsweise im „ZDF-Morgenmagazin“. 

Auf die Frage, was sie von kostenpflichtigen Tests für Ungeimpfte halte, antwortete Buyx: „Es gibt eine Art Pyramide der Eingriffstiefe, es gibt die positiven Anreize, das ist die Bratwurst. Dann kommen die negativen Anreize, das sind so kleine Strafen, dass man etwas bezahlen muss – das ist aber immer noch keine Pflicht, das ist ganz wichtig. Dann käme als nächste Stufe, dass man keine Alternative mehr hat … Die Argumentation ist einfach, dass man sagt, jemanden, der nach Monaten, in denen positive Anreize eine Rolle gespielt haben, dann immer noch sagt, ich will, ich mach das nicht, ich schütze mich nicht, ich schütze dich nicht, ich sorge dafür, dass die Pandemie weitergeht, der hat einfach schlechte Argumente zu sagen, ich möchte, dass mir das noch weiter bezahlt wird.“ Kurz darauf hielt sie gegenüber der „Welt“ größere positive Anreize wie einige hundert Euro Impfprämie für ethisch bedenklich, da „die Auszahlung einer großen Geldsumme die Selbstbestimmung der Menschen beeinträchtigen könnte“.

„Essen ist nicht nur Privatsache“

Auf diese und ähnliche Einlassungen von Buyx reagierten die Zuschauer und Leser vielfach kritisch bis wütend. Die Vorsitzende des Ethikrates argumentiere wirr: „Diese Verschwurbelung als Ethik zu bezeichnen, ist schon sehr abenteuerlich.“ Außerdem laute ihre Agenda letztlich immer nur: „Impfen, impfen, impfen … – selbst echte Drückerkolonnen gehen subtiler vor.“ Tatsächlich votierte Buyx bald auch entschieden für die Impfung von Minderjährigen, obwohl die medizinische Risiko-Nutzen-Abwägung hier noch nicht abgeschlossen war. So äußerte sie beizeiten: „Ich würde meine Kinder impfen lassen.“ 

Ebenso schlecht kommen Behauptungen von Buyx an wie: „Jeder kann sich dieser Tage frei entscheiden, sich impfen zu lassen.“ Darauf wird entgegnet: „Ist die Entscheidung, sich impfen zu lassen, wirklich noch frei, wenn dem Ungeimpften massive Nachteile drohen? Wenn er grundsätzlich aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wird?“ Heftig angekreidet wurde der Ethikratschefin zudem die Einschätzung, „dass sich die Routinen in der Gesellschaft“ durch die Corona-Krise „gar nicht so sehr verändert haben“. Buyx lebe wohl in einem Elfenbeinturm, heißt es dazu. Und die „Welt“-Leserin Frauke S. meinte aufgebracht: „Hohles Gelaber aus der Warte desjenigen, der nichts verloren hat.“

Im scharfen Kontrast hierzu stehen die Elogen der Mainstream-Medien, welche der jungen Professorin „Expertise, Empathie und Charisma“ attestieren und manchmal sogar behaupten, Buyx würde uns alle „verzaubern“, indem sie selbst die kontroversesten Fragestellungen „souverän“ kläre. Ebenso fand ihr Wirken offenbar auch noch andernorts Gefallen, denn sie erhielt „für ihren Einsatz für den gesellschaftlichen Zusammenhalt während der Coronakrise“ den mit immerhin 30.000 Euro dotierten Deutschen Nationalpreis. Eine Summe, welche sicher keinen Einfluss auf Buyx’ Selbstbestimmung hat. Zuletzt ritt die Ethikratsvorsitzende plötzlich ein neues Steckenpferd und plädiert für eine „knackigere“ staatliche Einflussnahme auf die Ernährung der Bürger, denn „Essen ist nicht nur Privatsache“.